Da sich im Moment die Tage und Strecken wie ein Ei dem anderen gleichen, fasse ich mal zwei Tage zusammen, denn es macht ja auch wenig Sinn, täglich über das Wetter in Florida zu sprechen. Zumal es heute morgen evtl. noch kühler war, als zu Hause. Als ich um 07:00 Uhr aufgestanden bin, hatte es gerade mal zwei Grad draußen, aber dafür kündigte sich ein Tag mit wolkenlosem Himmel an. Vom Motel aus bin ich direkt auf dem Highway 19/98 und habe ihn den ganzen Tag auch nicht verlassen.
Da es im Motel kein Frühstück gab, habe ich mir unterwegs an einer Tankstelle einen Kaffee geholt. Viel mehr Highlights gab es im Grunde nicht. Es blieb den ganzen Tag über relativ kühl und ich war froh an langer Hose und Jacke. Nach gut 90 Kilometer bin ich in Old Town im Motel angekommen und habe als erstes die Heizung angeworfen. Hier ist es mir zum ersten Mal auf der Tour passiert, dass es wirklich überhaupt nichts zu essen gab. Das Motel liegt einige Kilometer entfernt von Orten mit einer minimalen Infrastruktur und so bin ich, in Ermangelung von Alternativen, zur nahen Tankstelle gegangen und habe mich mit einer Tüte Chips und einigem Süßkram versorgt. Zum Glück gab’s an der Tanke auch Bier, das ist ja bekanntlich ebenfalls nahrhaft. Aber als ich ins Bett bin, haben trotzdem ein paar Glückshormone gefehlt :-).
Am nächsten Morgen war es draußen wieder sehr frisch, aber es hat sich wieder ein sehr schöner Tag angekündigt. Wieder gab es im Motel kein Frühstück. Und da die heutige Etappe mit 100 Kilometer nochmal länger war als gestern, bin ich sehr früh aufgestanden und schon um 08:00 Uhr auf dem Highway gewesen. Nach 17 Kilometer dann die erste Ortschaft mit einigen Fast Foods am Straßenrand. Hier habe ich mir erstmal Frühstück geholt. Dann ging es weiter. Direkt nach dieser Ortschaft, Chiefland ihr Name, ging es sage und schreibe 45 Kilometer nur geradeaus. Aber wirklich, wie mit dem Lineal gezogen. Es gab auch keinerlei Versorgungsmöglichkeit auf der Strecke. Nachdem die Temperatur, entgegen der Wettervorhersage, so gegen 10:30 Uhr schon recht hoch war, habe ich von Langarm (und Hose) auf Kurzarm (und Hose) umgestellt. Durch die Wärme wurde mir so langsam das Wasser knapp. Aber ich musste bis 20 Kilometer vor dem Ziel durchhalten, bevor es eine Einkaufsmöglichkeit gab. Die habe ich dann entsprechend genutzt und neben der üblichen Gallone Wasser mir auch ein Eis gegönnt. Da die Strecke heute recht lang war, habe ich viele Pausen gemacht und bin entsprechend erst nach 16:00 Uhr in der Motel-Marina in Crystal River angekommen.
Während des Check-In an der Rezeption war ich wiederholt die Attraktion anderer Gäste. Mit dem Fahrrad von Houston nach Miami, das ist für viele „unbelievable“ und sie glauben „you are kidding me“. Unterwegs halten übrigens immer wieder Autofahrer an und warten bis ich sie eingeholt habe. Wenn ich nahe genug bin, machen sie Fotos von mir. Zum Mond fliegen können sie, aber mit dem Fahrrad durch ihr Land fahren, das ist für viele unvorstellbar.
Wie dem auch sei, die Einrichtung des Motels lässt zu wünschen übrig und es ist auch schon sehr in die Jahre gekommen. Aber die Lage und der Ausblick entschädigt für alles. Mein Zimmer geht direkt zum See hinaus und der Blick ist einfach phänomenal. Ich konnte noch knapp zwei Stunden die Sonne auf der Terrasse genießen, bevor sie glutrot über dem See unterging. Die nächsten zwei Tage sind die Strecken mit 62 und 63 Kilometer zum Glück etwas kürzer, zudem sich auch mal wieder ordentlicher Gegenwind angesagt hat.
<– Wakulla Springs – Perry –> Crystal River – Brooksville – Lakeland
<– Wakulla Springs – Perry –> Crystal River – Brooksville – Lakeland
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