Regen dominiert auf der Etappe nach Bay Saint Louis

Regen dominiert auf der Etappe nach Bay Saint Louis

Viel Wind, viel Regen, Action-Cam defekt, zwei Plattfüße, Shit – so könnte ich den heutigen Tag zusammenfassen. Aber der Reihe nach. Morgens bin ich etwas wehmütig aufgewacht, denn nun musste ich dieses wirklich schöne Quartier verlassen. Immerhin Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer, Bad und begehbarer Schrank, da kann man schon heimisch werden :-). Da ich ja wusste, dass für heute viel Wind und später Regen und außerdem eine Etappe von 98 Kilometer zu bewältigen waren, bin ich schon gegen 08:15 Uhr in Metairie losgefahren. Durch New Orleans lief es auch recht gut, denn die Stadt hat einiges für den Radverkehr unternommen. So hatte ich oft abgetrennte Radstreifen zur Verfügung. Als ich den Inner Harbour Canal überquert hatte, ging es in die Industriegebiete der Außenbezirke der Stadt. Das zog sich auch noch mal einige Kilometer hin.

Gegen 11:00 Uhr setzte dann der Regen ein. Da es erst nicht sehr stark regnete, habe ich nur die Regenjacke angezogen und bin sonst in kurzer Hose weitergefahren. Irgendwann war ich dann richtig nass, aber da war es zu spät, auch noch die Regenhose anzuziehen, also bin ich einfach so weiter gefahren. Trotz der widrigen Umstände lief es eigentlich ganz gut, ich kam weiterhin gut voran und war mir sicher, dass ich mein Etappenziel rechtzeitig und noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen werde. Als ich nach gut 60 Kilometer die Fort Pike Bridge überquerte ging das Drama los. Die Brücke hoch war, wie immer, kräftig in die Pedale treten angesagt. Aber beim hinunterfahren der Brücke wollte das Rad nicht so richtig in Schwung kommen. Als es immer schwerfälliger wurde, schwante mir, dass da wohl ein Plattfuß im Anmarsch ist. Und richtig, das hintere Rad verlor Luft und war schon fast platt.

Unmittelbar am Ende der Brücke war eine Hafenanlage mit teilweiser Überdachung. Das Fahrrad dort hin geschoben, alles abgeschnallt, Hinterrad ausgebaut und geschaut, wo kommt Luft raus. Die Stelle war schnell gefunden, eine eher stumpfes Stück Glas hatte sich in die Lauffläche reingebohrt. Ein abtasten des Mantels innen hat keine weitere Beschädigung fühlen lassen. Glasstück rausgepopelt, neuen Schlauch rein und das Rad wieder aufgepumpt. Bis alles fertig war und das Rad wieder beladen war, hatte ich eine knappe Stunde verloren. Was soll’s, reicht immer noch, wird zwar knapp mit der Dämmerung, aber es sollte zu schaffen sein.

Leider kam ich nur gut sechs Kilometer weiter bis ich merkte, dass das Hinterrad wieder massiv Luft verlor. Jetzt war klar, dass noch ein anderer Schaden am Mantel sein muss. Allerdings hatte ich jetzt ein Zeitproblem, denn inzwischen goss es wie aus Eimern und so direkt am Straßenrand war die Reparatur bei diesen Witterungsverhältnissen nicht sinnvoll durchführbar. Ein paar Meter weiter ging es ab zu einer Pearl River Eco-Tours. Dorthin habe ich das Rad dann geschoben. Und siehe da, da war tatsächlich ein kleines Büro, die dort irgendwelche Bootstouren vermittelt haben.

Da das fahren bei Tag schon ziemlich viel Konzentration erfordert, wollte ich auf keinen Fall im dunkeln nach Bay Saint Louis fahren. Daher haben wir dann mit vereinten Kräften nach einem Taxi telefoniert, dass mich und mein defektes Rad ins Motel fahren kann. Dank der tatkräftigen Hilfe der Dame von der Bootsvermittlung kam nach 30 Minuten auch tatsächlich ein Taxi an, in das wir mein Rad samt Gepäck und allem drum und drank verladen konnten. Der Taxifahrer war sehr nett und hat in einer Tour gequasselt, leider habe ich nur einen Bruchteil verstanden.

Angekommen im Motel habe ich erstmal die Heizung voll hochgedreht. Nach dem duschen habe ich erneut das Hinterrad ausgebaut und den Mantel inspiziert. Und siehe da, neben dem schon gefundenen Loch gab es ein weiteres, das für beide Platten verantwortlich war. Hier hatte sich ein kleines, scharfkantiges Stück Metall reingebohrt und den Schlauch durchstochen. Nachdem das entfernt war, habe ich auf beide Löcher von innen einen Reparaturflicken geklebt. Ebenso beide defekte Schläche wieder geflickt und dann das ganze wieder zusammengebaut. Als ich fertig war, konnte ich gleich nochmal unter die Dusche. Inzwischen war es auch schon nach 20:00 Uhr und es hat immer noch in Strömen geregnet. Da entlang der Straße mal wieder kein Gehweg war, bin ich nur nebenan zu Wendy’s Burger essen gegangen. Ich hatte etwas Bammel vor dem morgigen Tag, denn der Wetterbericht verhieß weiterhin Regen und Gegenwind und es war wieder eine Etappe von knapp 90 Kilometern. Wir werden sehen, ob’s hält.

Ach ja, fast vergessen. Obwohl die Action-Cam ja eigentlich wasserdicht sein soll, hat die im Regen den Geist aufgegeben. Ich hoffe, dass sie wieder zum Leben erwacht, wenn sie trocken ist, aber im Moment ist die Ausbeute an Bildern sehr mager bis nicht vorhanden. Ich dachte ja, ich knipse fleißig und habe nicht bemerkt, dass die Kamera nichts mehr aufnimmt. Und nochmal ach ja, inzwischen bin ich im Bundesstaat Mississippi angekommen. Leider auch ohne Bild, da die Grenze dazu im Taxi überquert wurde.

<– New Orleans                                –> Bay Saint Louis – Pascagoula

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