Von Cameron nach Jennings

Von Cameron nach Jennings

Der Tag Pause gestern hat gut getan. Ich habe die kommenden Tage bis New Orleans genauer geplant und dabei den ursprünglichen Plan, von Lafayette nach Baton Rouge und dann weiter dem Mississippi folgend nach New Orleans aufgegeben. Die Etappen sind zu lang und es ist zu unsicher, dort auch eine Unterkunft zu finden. Aber davon dann die nächsten Tag mehr. Daneben habe ich im Waschraum des Motels Wäsche gewaschen und dank Klima- und Heizanlage im Zimmer auch schnell trocknen können. Das Highlight des Tages, bzw. Abends war dann eine halbwegs warme Mahlzeit in Form einer Pizza von der Tanke die mit zwei Dosen Bier sogar richtig gut geschmeckt hat.

Da die heutige Etappe bis nach Jennings 115 Kilometer lang ist, vorher gibt es keine andere Übernachtungsmöglichkeit, bin ich früh aufgestanden, habe mein Zeug zusammengepackt und bin, nach einem self made Frühstück, um 08:30 Uhr im Cameron los gefahren. Mit 3 – 4 Grad war es lausig kalt und, leider, blies der Wind nach wie vor sehr heftig aus östlicher Richtung – und genau da musste ich hin. Bis zur Kreuzung mit dem Highway 82 bei Creole ging es östlich, der Wind kam dabei von vorne links, dann ging es in nördlicher Richtung weiter, nun mit Wind von vorne rechts. Nach etwa 30 Kilometern heftigen Kampfes mit dem Wind haben sich erste Zweifel eingeschlichen, wie ich diese Etappe wohl schaffen soll. Plötzlich fuhr ein Auto langsam neben mich und der Fahrer fragte mich durch die offene Seitenscheibe, ob er helfen könne, ob er mich evtl. ein Stück mitnehmen könne. Ich dachte, den schickt der Himmel und habe sein Angebot gerne angenommen. Also Gepäck runter und rein ins Auto. Das Fahrrad wurde einfach ganz abenteuerlich aufs Dach gehievt und dort mit den Spanngurten, die sonst das Gepäck auf dem Gepäckträger festhalten, festgeschnallt. Es stellt sich heraus, dass er mich “nur” 10 Meilen mitnehmen kann, da er nach Lake Charles muss und Jennings in der anderen Richtung lag. Aber diese 10 Meilen haben mir heute den A… gerettet.

Als er mich wieder abgeladen hatte, waren es lt. GPS noch knapp 70 Kilometer ans Ziel. Normalerweise spiele ich unterwegs immer etwas mit der Restenfernung und rechne mir das immer irgendwie positiv. Mal ist jeder 10. Kilometer ein Fest, mal rechne ich in 15 km – Schritten. Eine feste Größe sind immer 68 Restkilometer, denn das entspricht zweimal dem Weg von zu Hause zur Arbeit und zurück. Und das, so rede ich mir ein, schaffe ich doch immer, auch wenn ich noch so erschöpft bin. Heute musste ich mir das ziemlich oft einreden. Denn bei der Weiterfahrt machte sich sofort wieder der unverändert starke Gegenwind bemerkbar. Irgendwie habe ich mich Kilometer um Kilometer dem Ziel entgegen gekämpft. Je näher ich kam, umso öfter musste ich anhalten und kurze Pausen einlegen. Aber irgendwann war es tatsächlich geschafft und ich hatte den Ortsrand von Jennings erreicht. Die Aussicht auf das nahende Motelzimmer mit einer heißen Dusche und einem guten Abendessen haben meine restlichen Kräfte mobolisiert und so kam ich, nach einer sehr langen Etappe und als es fast schon wieder ganz dunkel war, gegen 18:00 Uhr endlich im Motel an.

Nach der ausgiebigen Dusche ging ich den Weg zu einem mexikanischen Restaurant eher wie in Trance und weniger wie im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte. Aber das Essen war lecker und die zwei Budweiser dazu hatte ich mir heute redlich verdient. Zurück im Motel ging es ziemlich schnell unter die Bettdecke.

Ich bin echt froh über den Typen, der mich die 10 Meilen irgendwo im nirgendwo einfach so mitgenommen hat.

Gefahrene Wegstrecke: 115,9 km (davon 15 km im Auto)

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