Ich muss gleich mit der Tür ins Haus fallen: heute bin ich ein bisschen stolz auf mich. Am Ende des Tages standen 84,18 KM auf dem Tacho und 875 Höhenmeter. Das ist mein neuer Rekord. Und ich habe eigentlich nicht daran geglaubt, dass ich das schaffe, deshalb habe ich gestern vorsorglich noch ein weiteres Hotel 18 KM vor dem heutigen Ziel und 250 Höhenmeter weniger gebucht. Aber auch wenn wohl die wenigsten Ohlstadt kennen, im Gasthof zur Post kann man hervorragend essen und auch die Nacht im Hotel war ruhig und erholsam. Ich war früh auf und bin deshalb auch schon um kurz nach 09:00 Uhr weggekommen. Denn auch wenn ich nicht geglaubt habe, die ganze Strecke zu schaffen, probieren wollte ich es auf jeden Fall und habe daher auch genügend Zeit eingeplant.

Als ich aus Ohlstadt raus war, ging es erstmal ganz gemütlich an der Loisach entlang bis nach Eschenlohe. Eine gute Strecke um sich einzufahren. In Eschenlohe wollte mein GPS mal wieder anders als die Ausschilderung. Diesmal habe ich mich für die Ausschilderung entschieden, was mich dann letztendlich 3 KM mehr gekostet hat, da dieser Weg einiges weiter war. Ab jetzt ging es bergauf, aber es war durchaus OK und ich bin weiterhin gut vorangekommen. Erst nach Grafenaschau führte der Radweg in den Wald und ging auf Schotterwegen steil bergauf. Das Stück war aber nicht besonders lang und so war ich auch bald in Bad Kohlgrub. Das war eine üble Ortsdurchfahrt, weit und breit kein Fahrradweg, extrem schmale Gehwege und starker Verkehr auf der Straße. Aber am Ortsende gab es dann wieder einen Fahrradstreifen und so ging es flott weiter über Saulgrub nach Altenau.

Ab hier begann einer der schlechtesten Streckenabschnitte, die ich je gefahren bin. Die Wegequalität war so schlecht, dass sie mit einem vollbepackten Reiserad fast nicht zu schaffen war. Dafür war es ein Eldorado für Mountainbiker, die hier auch zuhauf unterwegs waren. Ihr erinnert euch vielleicht an den gestrigen Bericht und mein Mitleid mit den Radlern, die mir da bergauf entgegen kamen. Heute war ich der, der mir leid getan hat, denn die Strecke ging eben auch noch extrem bergauf. Dabei musste eine Furt durchfahren werden und dann zu allem Überfluss auch noch ein Bach durchquert werden. Die Profis sind da einfach durchgefahren, ich habe mich das natürlich nicht getraut und habe das Rad geschoben. Dabei bin ich von Stein zu Stein gehüpft und habe gehofft, dass ich zum einen die Steine treffe und die dann auch halten und ich nicht mit nassen Füßen weiterfahren muss. Ging aber alles gut und ich bin trocken auf die andere Seite gekommen.

Kurz vor Halblech war die Tortur dann aber zu Ende und ich konnte ein Stück von dem, was ich mühsam bergauf gefahren bin, jetzt wieder flott abfahren. Hinter Halblech hat man gemerkt, dass man sich dem Einzugsgebiet von Füssen nähert, denn der Radverkehr nahm stark zu. Dafür war die Strecke vorbei am Bannwaldsee gut ausgebaut und ich konnte einige Kilometer gut machen. So langsam stieg die Hoffnung, dass ich doch mein ursprüngliches Ziel in Nesselwang erreiche. Zuvor aber kam noch Hohenschwangau und damit auch Schloss Neuschwanstein. Wieder eine der Peinlichkeiten, ich wohne ja nicht so übermäßig weit von Füssen entfernt, aber beim Schloss Neuschwanstein war ich noch nie. Auf dem Weg dahin boten sich dafür unzählige Möglichkeiten zu fotografieren und ich hoffe, dass ich unten ein paar brauchbare einstellen kann. Ich fand das Schloss aus der Ferne schon beeindruckend, hätte nicht gedacht, dass man so kitschig bauen kann.

Irgendwie haben sich die Tourenplaner einen Spaß gemacht, denn die Route führt direkt durch Hohenschwangau und hier mitten durch das Zentrum mit all den Parkplätzen, unzähligen Autos und Motorrädern und natürlich den Bussen, die die Leute scharenweise ankarren. Da herrscht Verkehrschaos pur und ich mitten drin. Aber als Radler kann man da auch locker zwischendurch kurven, und so ging es dann weiter nach Füssen. Ab jetzt war ich mir sicher, dass ich die ganze Strecke auf jeden Fall in Angriff nehmen werde, auch wenn ich erst gut die Hälfte der Höhenmeter hinter mir hatte. Ich war aber so zeitig dran, dass ich notfalls auch im Schneckentempo hätte fahren können, um die Restdistanz noch zu schaffen. HRS sei dank, war das zweite Hotel auch schnell wieder storniert.

Durch Füssen durch war die Route dann auch noch ganz spannend, denn, sicher nicht zuletzt auf Grund des schönen Wetters und weil Sonntag war, es waren nicht nur Tausende Urlauber unterwegs, sondern auch alle Füssener. Die meisten Radwege sind kombinierte Fuß- und Radwege, so dass ich höllisch aufpassen musste. Nach dem Forggensee hat sich das Ganze aber wieder beruhigt und so ging es aus Füssen hinaus Richtung Hopfensee. Ich habe recht schnell gemerkt, dass mir noch ein gutes Drittel an Höhenmetern fehlt, denn es ging wieder stetig bergan, noch aber im gut machbaren Bereich. Das blieb so durch Hopferau, hier hatte ich das Ersatzquartier gebucht, falls ich es nicht bis Nesselwang schaffen sollte, und auch noch durch Eisenberg hindurch bis Zell. Das GPS zeigte weniger als 10 Restkilometer bis zum Ziel an, und nun ging es extrem steil bergauf. War mir aber fast schon egal, der erste Gang und viele Pausen dazwischen haben mich zwar langsam, aber stetig dem Ziel näher gebracht. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich die Abfahrt nach Nesselwang auf den letzten Metern genossen habe und durch den Ort bis direkt zu meinem Hotel gedüst bin. Idealerweise habe ich mich im Brauerei-Gasthof einquartiert und die Qualität der Biere werde ich jetzt testen gehen – neben einem guten Abendessen natürlich.

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Kategorien: Radreisen

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