Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war der Himmel trübe, sehr trübe. Der Wetterbericht behauptete jedoch fleißig, es würde heute keinen Regen geben. Na ja, mal sehen …
Weggekommen bin ich wieder gegen 09:30 Uhr, bei trockenem Wetter. In üblicher Côte d’Azur-Manier ging es am Ortsende von Bandol gleich mal bergauf, um sofort danach wieder bergab zu gehen bei Sanary-sur-Mer. Immer weiter ging es direkt an der Küste entlang, bis ich plötzlich scharf links abbiegen sollte. Alarmiert durch die Erfahrungen der letzten Tage habe ich natürlich erstmal geprüft, ob das auch der richtige Weg ist, und nicht wieder nur eine fast unfahrbare Route auf “weißen Strässchen”. Aber es war richtig so, denn die andere Möglichkeit hätte nach einem Kilometer in einer Sackgasse am Ende der Halbinsel geendet.
Also bin ich meinem Navi gefolgt und habe das extrem schmale und steile Strässchen in Angriff genommen. Und es ging höllisch bergauf. Wider Erwarten aber fast komplett verkehrsfrei. Die Straße führte zu einer Kapelle Notre-Dame-sur-Mai auf über 320 Meter Höhe. Ganz so hoch musste ich zum Glück nicht, denn irgendwann ging es für mich wieder bergab. Gesehen habe ich gar nichts, da der Gipfel komplett in den Wolken lag. Also habe ich erstmal angehalten und brav meine Warnweste angezogen – ist in Frankreich Vorschrift bei Dunkelheit und schlechter Sicht. Aber dann ging es so richtig flott hinunter in Richtung Küste. Wie gesagt, gesehen habe ich nicht viel, vor lauter Nebel.
Angekommen bin ich in Les Sablettes, das mit seiner vorgelagerten Halbinsel den Hafen von Toulon vom Mittelmeer schützt. Ich glaube, Toulon hat den größten Militärhafen Frankreichs am Mittelmeer. Jedenfalls bin ich kilometerlang an militärischem Gebiet entlang gefahren, bevor ich dann durch die Stadt durch musste. Im Gegensatz zu Marseille haben sie hier aber wohl erkannt, dass Radfahren gesund ist, denn mindestens die Hälfte der Durchquerung fand auf dedizierten Radwegen statt, die meist sogar durch grünes Gebiet führten. Das hätte ich mir die letzten beiden Tage mal gewünscht!
Und es war damit nicht getan, auch nach Toulon, als es über La Pradet wieder entlang der Küste und am Flughafen Toulon-Hyères vorbei ging, konnte ich überwiegend auf speziellen Radwegen fahren. Ich könnt euch gar nicht vorstellen, wie froh ich darüber war, denn, wie ja schon mehrfach geschrieben, auf den Straßen wird man teilweise schon arg knapp von den französischen Autofahrern überholt. Dass es da bislang noch zu keiner Berührung zwischen Auto und mir kam, ist fast schon ein kleines Wunder.
Als ich hinter Hyères war und noch gut 20 Kilometer zurückzulegen hatte, hat dann das Wetter endgültig umgeschlagen. Es war ja schon den ganzen Tag trüb und hat ständig getröpfelt. In Toulon hatte es kurzzeitig auch mal richtig geregnet, so dass ich schon dort für kurze Zeit die Regenjacke angezogen hatte. Aber nun fing es so richtig an zu regnen. In Londe-Les-Maures stand ich dann vor der Wahl, entweder wieder auf einer kleinen Straße nochmal küstennah zu fahren, oder auf einem gut ausgebauten Radweg den direkten Weg Richtung Le Lavandou zu nehmen. Da ich durch den Regen eh nicht viel von der Landschaft gehabt hätte, habe ich mich für den Radweg entschieden. Hat mir unter dem Strich dann auch ca. zwei Kilometer eingespart. Und so war ich zehn Minuten vor Öffnung der Rezeption in meinem Hotel in Le Lavendou. Hier habe ich ein Zimmer im vierten Stock bekommen, mit einem netten kleinen Balkon mit Blick auf das Meer. Dummerweise kann ich den nicht wirklich nutzen, so wenig, wie ich beruhigt das Fenster öffnen kann. Bis jetzt habe ich schon sechs Schnaken erfolgreich gejagt und getötet. So bald ich die Balkontür öffne, kommt eine neue Armada herein. Echt schade, so einen tollen Blick hatte ich bislang noch nie auf dieser Reise
<– Carry-le-Rouet – Bandol –> Le Lavandou – Saint-Raphael
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