Also, ich mag diese Ibis Hotels. Die Zimmer sind zwar nicht groß, aber wenn man allein unterwegs ist, dann reichen sie völlig aus. Der Schlafkomfort ist erstklassig – die haben überall die Betten gegen entsprechende Qualität ausgetauscht – und das Frühstück war das Beste, was ich bislang in Frankreich erhalten habe.
Genug der Werbung, da heute wieder 115 Kilometer vor mir lagen, habe ich etwas Gas gegeben und bin um kurz nach 09:00 Uhr weggekommen. Die Kurzzusammenfassung meiner Kondition heute lautet: am Anfang flop, zwischendurch mal top, dann wieder flop. Nachdem ich es mühsam geschafft hatte, die Hauptstraße vor den Hotel endlich zu überqueren, ging es wieder runter an den Radweg entlang der Rhône. Der verlief erstmal weiter, wie gestern, direkt am linken Ufer der Rhône entlang und vom Feinsten. In Saint-Vallier-sur-Rhône ging es dann zum erstenmal über eine Brücke auf die andere Seite des Flusses. Aber egal, ob links oder rechts vom Bach, der Radweg war top. Mit top meine ich in erster Linie verkehrsarm, bzw. frei von Autoverkehr. Das gilt nicht unbedingt auch für die Qualität des Straßenbelags. Manchmal gleicht das ganze schon eher einer üblen Buckelpiste, denn einem ordentlichen Weg.
Am gemeinsten sind aber die Senken, die das Wasser im Falle von Hochwasser wieder zurück in die Rhône leiten sollen. Da geht’s richtig steil runter und auf der anderen Seite wieder richtig steil hoch. Kein Problem, könnte man meinen, den Schwung vom runter nutzen und mit einem Lächeln auf den Lippen auf der anderen Seite wieder hoch rollen. Nur ist unten im „Tal“ eine V-förmige Bettonröhre eingelassen, wenn man da ungebremst mit dem Fahrrad reindonnert, dann braucht es mindestens eine neue Felge, eher aber zwei plus Fahrer. Also Berg runter stark abbremsen, gaaaanz langsam durch die Rille fahren und dann sich mühsam den Berg wieder hochkämpfen. Hmm, ganz schön lange Beschreibung einer Kleinigkeit, auch wenn die heute unzählige Male durchfahren werden musste.
Aber sonst lief’s erstmal recht gut und in Tournon-sur-Rhône durfte ich wieder auf die andere Seite des Flusses wechseln. Hier ging der Radweg auf Schotter weiter, aber so gut befahrbar, also wäre es geteert. Einige Male teilt sich die Rhône auch, da gibt es zum einen den großen und breiten Strom, der aber völlig kanalisiert ist und durch Staustufen mit Schleusen und Wasserkraftwerken industrialisiert wurde. Daneben läuft dann ein kleiner, fast unscheinbarer Fluss, bei dem man sich fragt, wo ist denn plötzlich das ganze Wasser geblieben?
Und es ergießen sich im Lauf des Tages viele andere Flüsse in die Rhône, so z.B. die L’Isère bei Pont de L’Iisère. Finde ich deshalb erwähnenswert, weil ich früher mit dem Motorrad öfter die Route des Grandes Alpes gefahren bin und Val d’Isère dabei eine feste Größe war. Nun denn, inzwischen habe ich die 110 PS gegen 1 MS getauscht, und komme etwas weniger steil und schnell voran. Trotzdem war ich gegen Mittag schon in Valence. Das Städtchen wäre sicher einen längeren Stop wert, doch ich muss heute noch weiter bis nach Montelimar. Daher nach ein paar Fotos wieder runter an die Rhône und weiter am Radweg entlang. Hinter Valence fing es dann an mühsam zu werden. Das ging schon damit los, dass eine erneute Überquerung der Rhône mit vielen Hunderten Metern Umweg erfahren werden musste, um auf die Brücke und danach wieder runter von der Brücke zu kommen. Beim runterfahren habe ich dann einen Supermarkt entdeckt. Also bin ich den angefahren, was wieder einiges an Umweg bedeutet hat. Neben einem Vorrat an Getränken wollte ich mir ein Eis gönnen, schließlich war es ja ziemlich warm draußen. Soweit so gut, aber in diesen Riesen-Supermärkten gibt es kein Eis am Stil oder so, sondern nur große Packungen. Das kleinste war ein Becher mit 500 ml. Auch kein Thema, schließlich habe ich ja einen Plastiklöffel irgendwo im Gepäck. Also eingekauft, dann wieder alle Umwege zurück bis an die Rhône. Plastiklöffel gesucht, auch gefunden. Leider sind die Belastungen im Gepäck ziemlich groß und so war der Löffel bereits angebrochen. Hat auch nicht lange gehalten, bis er abgebrochen ist. Das einzige, was ich dann zur Verfügung hatte, war mein Taschenmesser. Schon mal 500 ml Vanilleeis mit dem großen Messer eines Taschenmessers gegessen? Geht, aber gut ist anders. Merke für’s nächste Mal: richtigen Kaffeelöffel einpacken!
Die Pause hat daher deutlich länger gedauert, als ich eigentlich wollte. Und irgendwie war danach die Luft bei mir raus. Leider hatte ich aber knapp die Hälfte der Strecke noch vor mir. Was zusätzlich motivierend und/oder demotivierend dazu kam, es bildeten sich wieder übel schwarze Gewitterzellen oberhalb des westlichen Rhônetals. Und oft hatte ich das Gefühl, direkt in eine solche Wand hinein fahren zu müssen. Auf der einen Seite gibt man dann Gas, um möglichst vorbei zu kommen, bevor es regnet. Auf der anderen Seite kostet mich das aber enorm Kraft. Ich war sehr dankbar um jeden Meter Richtung Osten, denn die Schlechtwetterfronten lagen alle westwärts von mir. Ich hatte aber das gleiche Glück, wie gestern auch schon, denn außer ein paar Tropen habe ich keinen Regen abbekommen.
Und so kämpfte ich mich dem Ziel entgegen. Richtig mühsam wurde es dann knapp 20 Kilometer vor Montélimar. Ich dachte eigentlich, ich bin schon im Zieleinlauf, aber da führte die Strecke plötzlich weg von der Rhône. Auf der einen Seite gut, denn direkt in Richtung meines Tagesziels war es wieder schwarz ohne Ende. Schlecht aber deswegen, weil ich schon über 100 Kilometer auf dem Tacho hatte und es jetzt plötzlich Kilometerlang bergauf ging. So anstrengend es auch war, ich bin auf die Art jedenfalls trocken geblieben. Irgendwann ging es dann natürlich auch wieder den Berg runter und nach einigen weiteren Kilometern war ich dann am Ziel in meinem heutigen Hotel. Inzwischen steht mein Fahrrad abgeschlossen in einer Garage, ich habe ein gutes Restaurant gefunden und bin gespannt auf die morgige Etappe nach Avignon. Dort erwartet mich dann nochmals ein Ruhetag – der letzte vor Nizza.
<– Lyon – Saint-Rambert-d’Albon –> Montélimar – Avignon
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