Jetzt rätsle ich schon seit fünf Minuten, was ich über den heutigen Tag schreiben soll. War’s langweilig oder eintönig? War’s kalt? War’s Wetter schlecht? War die Strecke schlecht?
Na gut, der Reihe nach. Es ist ja schon erstaunlich, dass ich trotz Ruhetag mit Nichtstun, Dösen, Lesen, Schlafen, etc. dann doch rechtschaffen müde war und hervorragend und lange geschlafen habe. Nach einem ausgiebigen Frühstück, wenn man das in Frankreich überhaupt so bezeichnen kann, habe ich meine sieben Sachen zusammengepackt und bin wieder so gegen 09:30 Uhr losgefahren. Der Wetterbericht hatte bis jetzt Recht behalten, es war zwar noch feucht auf der Straße, aber von oben trocken. Nach etwas nervigem Stadtverkehr hatte ich den Canal du Rhône au Rhin erreicht und sollte ihn auch bis zum Etappenziel nicht mehr verlassen. Der Radweg folgt dem Kanal mal links, mal rechts, und ist meist ordentlich in Schuss. Viel mehr gibt’s dazu wirklich nicht zu sagen.
Auf der Strecke habe ich gemerkt, dass auch Kanäle „Berge“ überwinden können. Ich bin noch nie einem Wasserweg mit so vielen Schleusen gefolgt. Auf einem Teilstück waren bestimmt 10 – 15 Schleusen jeweils im Abstand von 100 – 150 Meter. Ging es für mich bis dahin immer „bergauf“, d.h. der Wasserstand zu Beginn der Schleuse war niedriger als am Ende, so ging es danach umgekehrt, für mich also wieder bergab. Daneben gab es unheimlich viel Natur links und rechts. Wenn überhaupt, säumten nur kleine Ortschaften die Strecke. Aber selbst die Durchfahrt von Montbéliard, ein etwas größeres Städtchen, habe ich auf dem Radweg fast nicht bemerkt, so grün, bzw. naturnah verlief die Route.
Der Himmel war zwar den ganzen Tag dicht bewölkt, aber es blieb die ganze Zeit über trocken. Da die Strecke keine nennenswerten Steigungen enthielt – bis auf eine, kurz vor dem Ziel – habe ich absichtlich ein paar Gänge runtergeschaltet, um nicht zu früh bei meinem Etappenziel anzukommen. Gegen 15:30 Uhr war ich dann in Longevelle-sur-Doubs und habe mein Zimmer bezogen.
Das Zimmer hier ist echt klasse, aber es rächte sich bitterlich, dass ich die Beschreibung der Unterkunft nicht richtig gelesen habe. Die Unterkunft gehört zu den Chambres d’hôtes und konnte nicht über HRS oder Booking.com gebucht werden, sondern hatte ich direkt angefragt. Auf die Idee, nach Verpflegung zu fragen, bin ich dabei aber nicht gekommen. Und so hat mir Jipi, wie der Chef sich selber nennt (kommt von Jean-Pierre), erklärt, dass es im ganzen Ort leider weder ein Restaurant, noch ein Lebensmittelgeschäft, Bäcker oder ähnliches gibt. Also habe ich mein Zeug ins Zimmer gepackt und bin mit einer leeren Packtasche wieder zurück gefahren in den letzten Ort, dort soll es ein kleines Lebensmittelgeschäft geben. Gibt es auch, nur hat das seit Mai Montags immer geschlossen. Klasse! Also Google befragt, wo gibt es Supermärkte. Mir blieb nichts anderes übrig, als an einer stark befahrenen Straße rund 10 KM zu fahren – im Prinzip die Strecke wieder zurück, die ich gekommen bin, nur nicht am Kanal entlang – um einen Supermarkt zu finden und mich dort mit Lebensmitteln eindecken zu können. Dieser faux pas wird mir nicht nochmal passieren. Ab sofort achte ich genau auf die Hotelbeschreibung.
Nun, inzwischen bin ich wieder zurück in meiner Unterkunft, habe geduscht, mein sauer erradeltes Abendessen genossen, schreibe gerade die letzten Worte und freue mich, im trockenen zu sitzen, denn draußen regnet es inzwischen in Strömen. Nachdem es den ganzen Tag nur um die zehn Grad hatte, habe ich im Zimmer die Heizung angemacht und genieße nun den Blick auf den Fluss Doubs vom mollig warmen Zimmer aus. Bin gespannt, was der morgige Tag bringt.
<– Ruhetag Mulhouse –> Longevelle-sur-Doubs – Besancon
<– Ruhetag Mulhouse –> Longevelle-sur-Doubs – Besancon
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