Sur le Pont d'Avignon

Sur le Pont d’Avignon

Das Hotel in Montélimar war ne Wucht, was auf Grund der spärlichen Information im Buchungsportal nicht zu erwarten war. Aber da auch heute wieder eine sogenannte Ü100-Etappe anstand, musste ich mich leider recht früh davon losreißen und schauen, dass ich kurz nach 09:00 Uhr auch weg komme. Wie immer war das raus fahren aus einer Stadt bis zum Radweg nicht besonders erbaulich, aber nach den Erlebnissen später am Tag ist das Jammern auf extrem hohen Niveau.

Ich hatte heute unzählige kleine Gipfel zu erklimmen. Nicht dass es hier noch Berge gibt, es ist in etwa so flach, wie aus unserer Südstaatensicht in Norddeutschland. Aber genau wie dort die Auffahrt zu einer Autobahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal eine ordentliche Steigung darstellt, ist es auch hier beim überqueren der Rhône der Fall. Und so hatte ich schon gleich am Ortsende von Montélimar die erste „Berg-Etappe“ vor mir. Frisch gestärkt vom Frühstück natürlich top gemeistert und belohnt durch die nächsten Kilometer schönem Radweg entlang der Rhône. 

In Châteauneuf-du-Rhône dann der nächste Gipfel auf die andere Seite des Flusses, nur um einen knappen Kilometer später bei Viviers wieder zurück auf die ursprüngliche Rhône-Seite zu wechseln. Bis Donziere waren es keine fünf Kilometer und, ihr ahnt es schon, es ging wieder über den Fluss. Bei Donziere teilte sich aber auch die Rhône, einmal in die kanalisierte Variante und einmal in einmal in die eher naturbelassene Variante. Der Radweg führte auf der Insel dazwischen entlang, also wieder über eine Brücke. Diese „Insel“ ist ziemlich groß und der Radweg führte im Zickzack darüber hinweg. Vom Fluss war weder links noch rechts was zu sehen. Das änderte sich erst wieder bei Mondragon, denn da ging es endlich mal wieder über eine Brücke über die kanalisierte Seite der Rhône. 

Der nun folgende Abschnitt war sehr unattraktiv, denn es waren kleinste Nebensträßchen in sehr schlechter Qualität, die kilometerlang parallel zur Autobahn verliefen. Auch nachdem die Route die Autobahn endlich verließ, war vom Fluss weit und breit nichts zu sehen. Dafür flirrte die Hitze, denn so langsam komme ich ja immer weiter in den Süden. Irgendwann kam ich an ein riesiges Kiesabbau-Gebiet. Das Navi wollte mich da mitten durch führen. Allerdings war da auch so ein Schild, das ich mit meinen nicht vorhandenen Französisch-Kenntnissen als Neubaustrecke der Via-Rhona – so nennen die Franzosen den Rhône-Radweg – interpretierte. Also die Navi-Vorgabe ignoriert und dem Radweg gefolgt. Was für ein Glücksfall, denn der Weg war wohl ganz neu gebaut, also in absolutem Top-Zustand. Einziger Wermutstropfen, es gab keine Bäume und war daher brütend heiß. Aber: irgendwas ist immer.

Die folgenden Kilometer waren jedenfalls sehr angenehm und gingen flott voran. Leider geht auch der schönste Radweg irgendwann mal zu Ende und es ging dann weiter wie zuvor. Dass ich zwischendurch dann auch mal wieder die Rhône-Seite wechseln muss, versteht sich von selbst. Nach dem Glück der letzten Tage hat mich heute aber noch ein anderes Schicksal erreicht. Als ich gerade Roquemaure, ein Name, den man sich sicher nicht merken muss, durchradelt hatte, fing es plötzlich aus heiterem Himmel zu regnen an. Das hat mich völlig unvorbereitet erwischt, denn ich hatte eine Stunde zuvor nochmal den Wetterbericht gecheckt und der hat für die ganze Region keinerlei Gewitter oder Regen vorhergesagt. Wenn Petrus mal den Wetterbericht hören würde!

Ich dachte mir, das kann ja nur ein Minuten-Schauer sein und habe mich an einer Mauer unter einen dicht belaubten Baum untergestellt. Als es nach 15 Minuten immer noch munter weiter geschüttet hat, habe ich mir mal die Regenjacke angezogen. Als nach weiteren 10 Minuten immer noch kein Ende abzusehen war, habe ich mich auf’s Rad gesetzt und bin weitergefahren. Tatsächlich kam dann auch nach einigen Kilometern die Sonne wieder raus und die Straße trocknete ziemlich schnell ab. Allerdings war das ganze noch nicht vorbei. Kurze Zeit später war die Sonne wieder verschwunden und ein Blick zurück verhieß am Himmel nichts gutes. Standen doch die Zeichen eindeutig auf Gewitter und das auch noch in meine Richtung. Und ich hatte noch knappe 20 Restkilometer auf dem Tacho stehen. 

Wie schon die letzten Tage auch hieß es dann Kopf zwischen die Schulterblätter ziehen, Blick starr geradeaus und in die Pedale treten, was die Muskeln noch hergeben. Immer wieder holte mich Getröpfel und strake Windböen ein. Aber, was ich nie zu hoffen geglaubt habe, ich bin nochmal davon gekommen. Irgendwann erreichte ich Avignon und bin auch über die, oder zumindest eine, Brücke in die Stadt gekommen. Jetzt aber ging der Horror los. Mein Hotel liegt ganz am anderen Ende der Stadt und ich musste sie also komplett durchqueren. Es kommt hinzu, dass die gesamte Strecke Großbaustelle ist und somit überall verengte Fahrspuren sind und vor allem keine Radstreifen vorhanden sind. Und das ging fünf lange Kilometer so, bis ich endlich mein Hotel erreicht hatte. Aber immer noch hatte ich Glück und außer ein paar Tropfen blieb der Regen aus. 

Inzwischen hat sich der Puls wieder beruhigt. Eine lange Dusche und ein gutes Abendessen haben ihren Teil dazu beigetragen. Ausnahmsweise bin ich die nächsten zwei Tage mal nicht allein auf meinem Zimmer, denn der Rezeptionist meinte auf meine Frage nach einem sicheren Platz für mein Fahrrad, ich solle es doch einfach ins Zimmer mitnehmen. Gesagt – getan.

<– Saint-Rambert – Montélimar            –> Ruhetag Avignon

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