Auf der Seven Mile Bridge

Auf der Seven Mile Bridge

Ich war schon recht früh wach, was vermutlich dem letzten richtigen Tag auf dem Fahrrad geschuldet war. Aber ich muss mich noch gedulden, denn hier beginnt die Dämmerung erst gegen 07:30 Uhr. Dann aber erwartete mich wieder ein wolkenloser Himmel verbunden mit einem, wie könnte es auch anders sein, strammen Wind, diesmal aus Nord. Zu früh wollte ich auch nicht am Ziel sein, also habe ich noch getrödelt bis gegen 09:00 Uhr. Zum Glück war es nicht so schwül heiß, der Wind kam eher etwas kühl daher. Bei den vor mir liegenden 82 Kilometern aber recht angenehme 20 Grad. Denn die erste große Herausforderung und ein Highlight gleichzeitig wartete schon nach wenigen Kilometern auf mich. Die Seven Mile Bridge beginnt unmittelbar nach Marathon und führt, wie der Name schon vermuten lässt, sieben Meilen auf einer Brücke über das offene Meer. Obwohl der Wind auf See natürlich ungehindert und damit umso stärker bläst hatte ich Glück, dass er mich eher noch etwas unterstützt hat.

Nach insgesamt gut 30 Minuten war ich auf der anderen Seite angekommen und entsprechend stolz – sowohl auf mich, als auch auf mein Fahrrad. Zwischendurch hatte ich so Gedanken, was machst du jetzt, wenn du einen Platten hast? Auf der ganzen Brücke gibt es keine einzige Ausweichstelle. Nur zwei Fahrspuren und jeweils einen Fahrradstreifen links und rechts. Waren aber, wie gesagt, müßige Gedanken. Die Keys wechselten nun in rascher Folge. Zuerst Bahia Honda Key, dann West Summerland Key, gefolgt von Big Pine Key, Little Torch Key, Ramrod Key, Summerland Key. So könnte ich weiter aufzählen. Alles verbunden durch mehr oder weniger lange Brücken. Teilweise waren sogar wunderschöne Fuß- und Radwege abseits des Highway angelegt worden. Dann wieder führte der Radweg auf der linken Seite des Highway und endete abrupt ohne Vorwarnung vor der nächsten Brücke. Dann waren oft mehrere Minuten Wartezeit angesagt, bis ich endlich den Highway queren konnte um auf der richtigen Seite weiterzufahren.

Eigentlich hatte ich das Gefühl, dass sich die Strecke ewig ziehen würde und es machten sich auch Ermüdungserscheinungen breit. Das lag aber eher daran, dass ich die Strecke ziemlich durchgebrettert bin, denn es war erst 14:00 Uhr als ich in Key West eintraf. Ich hatte die Strecke gleich so geplant, dass sie mich zur berühmten Boje am südlichsten Zipfel der USA führt. Von dort sind es nur noch 90 Meilen bis nach Kuba – über Wasser, versteht sich. Obwohl ich damit rechnen musste war ich doch recht enttäuscht über den Massenauflauf an der Boje. Hatte ich insgeheim gehofft, oder besser davon geträumt, dort weitgehend allein anzukommen und in Ruhe ein Zielfoto schießen zu können. Das war dann eher nichts. Aber nichts desto trotz hatte ich mein Ziel Key West nach 2.566 anstrengenden und nicht immer einfachen Kilometern auf dem Fahrrad erreicht.

Nachdem ich eine Weile andächtig den Moment genossen habe, bin ich weiter zu meinem Hotel mitten in Downtown von Key West gefahren. Wie ich schon die letzten Tage an Erfahrung gemacht habe, war das Zimmer noch kleiner als die vorigen, dafür aber nochmal deutlich teurer. Dabei war das Zimmer für 250,– € noch ein Schnäppchen – inklusive Frühstück, versteht sich. Dafür war die Lage absolut super. Das Haus liegt in einem Garten und vor meinem Zimmer war auf der Veranda ein kleiner Tisch und zwei bequeme Sessel. War auch notwendig, denn im Zimmer gab es keinerlei Sitzmöglichkeit außer dem Bett.

Am Abend konnte ich endlich mal bequem und ohne großes Verkehrsaufkommen durch die Stadt bummeln und mich in den Gassen von Key West treiben lassen. In einigen Bars spielte Live-Musik und es versammelten sich große Menschentrauben davor. Manche Straßen waren von der Polizei sogar komplett für den Fahrzeugverkehr gesperrt worden und so entstand eine große Fußgängerzone. Ich habe mich einfach mal wieder treiben lassen, bin irgendwann zum Essen gegangen und später am Abend mit ein, zwei Dosen Bier vor meinem Zimmer gelandet. Da der Abend sehr lau war, habe ich die Stimmung noch lange genossen. Es macht sich Wehmut breit zu wissen, dass es jetzt vorbei ist. Morgen geht es noch sechs Kilometer bis zum Flughafen. Dort habe ich einen Mietwagen reserviert mit dem ich morgen bis nach Davie auf Höhe Fort Lauderdale fahre und am Sonntag dann vollends bis Orlando. Dort werde ich bis Donnerstag bleiben, dann geht um 21:00 Uhr Ortszeit mein Rückflug nach Deutschland.

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