Von Besancon nach Dijon

Da geht’s nach Dijon

Als ich heute Morgen aufgestanden bin, rächte sich wohl meine flapsige Bemerkung über das Wetter und wie egal mir der Regen wäre. Denn es hat geregnet – und wie. Das war jetzt nicht unbedingt das, was ich mir ausgerechnet für den heutigen Tag gewünscht hatte, denn der Weg von Besancon nach Dijon liegt nicht an einem beschaulichen Radweg, sondern führt entlang von normalen Verkehrsstraßen. Natürlich habe ich mich bemüht, über die Karte möglichst kleine Sträßchen zu erwischen, aber die Logik, dass 3-stellige „D-Straßen“ wenig befahrene Nebenstraßen sind, stimmt leider schon lange nicht mehr.

Da der Regen keinen Zweifel an der Kleiderwahl ließ, habe ich mich noch im Hotel wasserdicht eingepackt. Das Nass von oben kam so stark, dass ich nichtmal das GPS richtig ablesen konnte. Aber auch so war recht schnell klar, der Weg führte erstmal wieder sehr stark und steil bergauf. Überhaupt kann ich den Tag als den der Geschwindigkeitsextreme bezeichnen. Ich war entweder in den Gängen 1 – 5 bei 6 – 9 KM/H unterwegs, oder konnte dann gleich durchschalten in Gang 18. Es ging, bis auf wenige Ausnahmen, den ganzen Tag hoch und runter im stetigen Wechsel. Dahinrollen bei um die 20 KM/H war auf dieser Strecke praktisch nicht möglich.

Also ging es rauf und raus aus Besancon und weiter auf Landstraßen durch viele kleine Örtchen, die alle die Eigenschaft hatten, in einer Senke zu liegen. Meist ging es davor ordentlich den Berg runter und danach ebenso ordentlich wieder den Berg hoch. Kurz vor Mittag ließ der Regen dann wenigstens soweit nach, dass ich mich traute, die Kapuze abzunehmen, man hört dann doch gleich viel mehr vom Verkehr um sich herum, und die Lenkertaschenkamera zu montieren. Es hat zwar auch Nachmittags immer wieder geregnet, jedoch nie mehr so stark, wie in der Früh beim losfahren. 

Am frühen Nachmittag bin ich dann abgebogen auf die D116, eine wirklich schöne, kleine und praktisch nicht befahrene Nebenstraße. Welch eine Wohltat, endlich mal nicht ständig Autos im Abstand von nur wenigen Zentimetern an sich vorbeirauschen zu haben. Aber das Vergnügen währte nur zwei Kilometer. Dann kam ein Schild „route barrée“. OK, ich kann ja kein Französisch, also ignorieren und weiterfahren. Ein Kilometer später das Schild „route barré 5 KM“. Ich kann ja immer noch kein Französisch, also weiter. Drei, vier Kilometer weiter kam das Schild nochmals, diesmal mit einem durchgestrichenen Fahrrad als Piktogramm, damit also nicht mehr misszuverstehen. Nun, was tun? Der Blick auf die Karte offenbarte, dass mit ziemlicher Sicherheit die vor mir liegende Brücke über die Saône betroffen sein wird. Es war auch eine Umleitung für Fahrräder ausgeschildert. Der bin ich ein kurzes Stück gefolgt, aber dann ging es, für mich, in die falsche Richtung weiter. Statt wieder zurück auf die Straße zu fahren und der einfach weiter zu folgen, bin ich direkt an der Saône entlang einem schwierigen und, durch den Regen, schmierigen Pfad gefolgt. Höllisch anstrengend, ständig undefinierbar tiefe Pfützen und gerade noch so als Pfad erkennbar. Erwartungsgemäß hat er mich wieder direkt zu der Brücke über die Saône geführt, die ich als Umleitungsgrund vermutet hatte. Und richtig, die Brücke wurde saniert. Zum Glück sind wohl aber die französischen Bauarbeiter etwas wasserscheu oder waren noch in der Mittagspause. Jedenfalls war gerade kein Mensch zu sehen und so habe ich mein Rad einfach über die Brücke geschoben, und bin durch die Absperrung auf der anderen Seite wieder auf der normal geplanten Route gelandet. 

Puh, Gott sei Dank, hat mir bestimmt 10 – 15 Kilometer Umweg gespart. So langsam habe ich auch das ständige auf und ab in den Beinen gemerkt, hatte aber immer noch knapp 30 Restkilometer auf der Uhr stehen. Für die nächsten 15 Kilometer hatte ich nun aber das Glück, einem Radweg „Dijon – La Saône“ folgen zu können. Also nahezu verkehrsfrei, dafür aber teilweise auf Schotter. Erst als die Schotterwege vorbei waren und die Straße immer abtrocknete, habe ich mich getraut, endlich die Regenklamotten auszuziehen. In Anbetracht meines klatsch nassen T-Shirts hat sich mir mal wieder die Frage gestellt, was eigentlich unter einer Regenjacke zu verstehen ist :-). 

Egal, die Strecke blieb sich dem ständigen auf und ab treu. Auf den letzten zehn Kilometern war es dann mit der Idylle vorbei, die Route folgte den stark befahrenen Ein- und Ausfallstraßen nach Dijon. Aber es blieb weitgehend trocken und es war vor allem endlich mal wieder schön warm. So bin ich dann nach der bislang anstrengendsten Etappe in meinem Hotel in Dijon angekommen und freue mich nur, nach einer ausgiebigen Dusche, auf ein gutes Abendessen und auf den Ruhetag morgen. Insgesamt soll das Wetter ja nun doch langsam besser und wärmer werden.

<– Longevelle-sur Dubs – Besancon              –> Ruhetag Dijon

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