Entlang des Highway 90

Entlang des Highway 90

Gestern Abend habe ich gelernt, was noch schlimmer ist als mit dem Fahrrad einen Higway entlang zu fahren – zu Fuß einen Higway entlang gehen. Mein Motel lag etwas außerhalb der Stadt Liberty und es gab dort keine Versorgungsmöglichkeiten. Daher habe ich mich am Abend zu Fuß aufgemacht, mir etwas essbares zu besorgen. Dazu musste ich ca. 3 – 4 Kilometer zurück in den Ort laufen. Das gestaltete sich gar nicht so einfach, denn es gab natürlich keinerlei Gehweg. Außerdem war der größte Teil der Strecke unbeleuchtet. So musste ich immer genau beobachten, auf welcher Fahrspur die entgegenkommenden Fahrzeuge fahren. Fuhr einer ganz rechts, musste ich neben die Fahrbahn in die, meist, Wiese. Dumm nur, wenn eine Leitplanke den Weg dahin versperrt hat … Ab sofort gehe ich abends nur noch mit Stirnlampe und blinkendem Rücklicht auf die Straße, letzteres wollte ich eigentlich bei schlechter Sicht am Gepäck des Fahrrads befestigen, aber ich habe es kurzerhand umfunktioniert.

Nun denn, gelandet bin ich in einer Kneipe „real american food, real mexican food“. Ich wollte doch schon immer mal wissen, was echtes amerikanisches Essen ist – nicht immer nur fast food. Was das angeht wurde ich enttäuscht, bestand die Speisekarte doch zu 90% aus diversen Burger-Gerichten. Entschieden habe ich mich dann für ein Ranch-Steak und eine Diet-Coke, dabei wollen wir es auch belassen … Das Mädchen, das die Bestellung aufnahm, hat schnell und scharfsinnig festgestellt, dass ich wohl nicht von hier wäre. Als ich ihr gesagt habe, dass ich aus Europa komme meinte sie nur, und dann wäre ich ausgerechnet in Liberty gelandet. Völlig von den Socken war sie dann, als ich ihr auf die Frage ob ich beruflich in Liberty wäre, geantwortet habe, dass ich mit den Fahrrad von Houston nach Miami fahren würde. Dass war für sie völlig unverständlich und auch nicht vorstellbar, eine solche Strecke per Rad zu bewältigen.

Heute morgen ging es dann weiter auf dem Highway 90. Die Zusammenfassung des Tages könnte lauten: habe mich an das Radfahren entlang von Highways gewöhnt. Wenig spektakulär, das wichtigste ist die ständige Konzentration auf das was auf dem Seitenstreifen vor einem alles liegt und den daraus folgenden Ausweichmanövern. Manchmal habe ich mir gedacht, ist schon ein Wunder, dass die Autos hier alle noch fahren können, bei den vielen Schrauben und Metallteilen, die hier herumliegen. Daneben hat man aber auch mit Unmengen von Nägeln, Glasscherben und Abfall aller Art zu kämpfen. All das wusste ich von meinen Recherchen schon vorher, konnte und wollte es aber nicht so recht glauben.

Das nächste Kapitel war dann die Durchfahrt von Beaumont, einem größeren Städtchen und Verkehrsknotenpunkt. Es herrschte ein unglaublicher Verkehr und mittendrin war ich. Ursprünglich hatte ich ja gedacht, wenn ich von der US90 auf die, vermeintlich, kleinere 347 wechseln würde, dann wäre ich allein unterwegs. War aber ein Trugschluss, denn die Verkehrsdichte nahm drastisch zu und es fehlte mal wieder der Seitenstreifen. Dazu musste ich, nachdem sich die Fahrtrichtung von West nach Süd geändert hatte, mit ordentlichem Gegenwind kämpfen. So war ich doch recht froh, als ich im Motel in Groves bei Port Arthur ankam. Das allerdings ist keine Empfehlung wert, es ist die bis jetzt schlimmste Absteige in der ich seit meiner Ankunft übernachtet habe. Vorteil jedoch, die einschlägigen Fresstempel liegen alle in einer Entfernung von weniger als einem Kilometer.

Gefahrene Wegstrecke: 89,5 km

<– von Humble nach Liberty                              –> von Groves nach Cameron

<– von Humble nach Liberty                              –> von Groves nach Cameron


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