Es war, erwartungsgemäß, eine eher kurze Nacht als um 04:00 Uhr der Wecker geklingelt hat. Zum Glück war ich schnell fertig, denn das Taxi war bereits 20 Minuten vor der bestellten Zeit da. Fahrrad und Gepäck waren schnell verladen und nach kurzer Fahrt war der Flughafen erreicht. Samstag früh morgens um kurz nach 05:00 Uhr war da schon gerade gar nichts los. Meine Maschine nach Frankfurt war die erste, die nächste dann erst einige Stunden später. Der Check-In verlief entsprechend schnell und schon waren Fahrrad und das restliche Gepäck aufgegeben. Und siehe da, bei der Ansage im Flugzeug wurden wir von einer Frau Kapitänin begrüßt. Nachdem Tragflächen und Höhenruder enteist waren, ging es los nach Frankfurt. Lt. Ansage sollte es ein turbulenter Flug werden was ich, bin ja eher flugunerfahren, gar nicht so schlimm empfand. Klar hat’s immer wieder geruckelt, aber es hielt sich alles im Rahmen.
Nach der Landung in Frankfurt war ich dann doch etwas überfordert ob der Größe des Terminals. Ich wollte dort noch auf der Reisebank vorbei und die ersten Dollars eintauschen. Lt. Google-Maps war der Bankschalter auch gar nicht weit weg, nur gefunden habe ich ihn nicht. Irgendwann habe ich aufgegeben und an einem Lufthansa-Infoschalter nachgefragt. Also, draußen im öffentlichen Bereich würde es eine Reisebank geben, aber auf Grund der verbleibenden Zeit würde sie mir abraten, den inneren Bereich zu verlassen. Ich müsse sonst die ganze Sicherheitsprozedur nochmals durchlaufen und das würde knapp werden. Aber eigentlich sollte es eine Ebene höher, in der auch mein Abflug-Gate liegen würde, ebenfalls eine Filiale geben … Also, die Ausreiseprozedur hinter mich gebracht, eine Ebene höher auf dem Weg zum Gate, konnte ich dann endlich die ersehnten US-Dollar eintauschen.
Und auch hier ging das Boarding pünktlich los. Bis dann aber alle saßen und das Flugzeug los konnte, hatten wir gut 30 Minuten Verspätung. Das Flugzeug war praktisch bis auf den letzten Platz belegt. Auch dieses Flugzeug wurde übrigens von einer Frau Kapitänin geflogen. Bei der Lufthansa scheint das mit der Frauenquote zu klappen. Da ich i.d.R. einen Platz am Gang bevorzuge, waren rechts neben mir ein Herr spanischer Herkunft und am Fenster saß eine ältere Amerikanerin. Leider hat die gute Dame, kaum das das Flugzeug die Wolken durchbrochen hatte, die Jalousien an den Fenstern heruntergezogen. Dies behielt sie auch konsequent bis zur Landung in Houston bei. So habe ich vom Flug praktisch gar nichts mitbekommen. Obwohl 30 Minuten verspätet gestartet sind wir nach 10 Stunden Flugzeit 30 Minuten vor der angekündigten Zeit auf dem George Bush Intercontinental Airport in Houston gelandet. Etwas Bammel hatte ich vor den Einreiseformalitäten, denn lt. Reiseführer war man da angeblich ziemlich auf good will der Beamten angewiesen. War aber natürlich alles halb so wild. Erst den Einreise pre-check am Automaten mit Foto und Fingerabdruckscan, dann 10 Minuten anstehen bis eine resolute Dame barocken Ausmaßes laut und vernehmlich “next” brummte. Spaß versteht die während der Arbeit keinen, so grimmig war ihr Blick. Zweimal wurde ich gefragt, wo ich den hin wolle, dann ob ich Lebensmittel dabei hätte und was der Zweck der Einreise sei. Dann nochmals für ein Foto böse in die Kamera schauen und von allen 10 Fingern die Fingerabdrücke nehmen lassen. Schon knallte der Stempel in den Reisepass und ich war drin.
Am Gepäckband musste ich gefühlt wieder ewig warten, bis mein Nylonsack mit den Packtaschen endlich kam. Dann noch schnell zum Schalter für “oversized luggage” bei dem, siehe da, mein Rad schon auf dem Gepäckband lag. Alles auf einen Gepäckwagen aufgeladen und ohne weitere Kontrolle stand ich plötzlich in der Flughafenhalle. So, wie komme ich jetzt an den Bus-Shuttle, den das Hotel lt. Beschreibung haben soll? Auf Rückfrage wurde ich zu einer bestimmten Tür (Door 102) rausgeschickt. Nachdem ich 15 Minuten lang geguggt und nichts erspäht oder gefunden hatte, habe ich im Hotel angerufen. Nach einer längeren Diskussion mit vielem Nachfragen – wer mich kennt weiß, dass ich mit jeglichen Fremdsprachen nicht unbedingt auf du und du stehe – hatte ich verstanden, dass ich zu Door 202 musste. Der Logik nach vermutete ich, dass das wohl eine Etage über meinem jetzigen Standort sein musste. Nur, wie da hin kommen? Also wieder rein in das Terminal und gefragt. Ja, das ist ein Stockwerk höher und da drüben könne ich den Aufzug nehmen. Leider war der zu schmal für das Fahrrad, also den Nylonsack mit den Packtaschen vom Gepäckwagen gewuchtet und mit ihm die Aufzugtür blockiert. Dann das Rad vom Wagen runter und in den Aufzug rein geschleppt. Zum Schluss noch den Wagen reingeschoben, die Türblockade aufgehoben und die ca. 5-sekündige Fahrt nach oben genossen. Oben das gleiche Spektakel wieder und schon fand ich Door 202. Zehn Minuten später kam ein Van mit der Aufschrift “hotel shuttle” angefahren. Nachdem die Fahrerin sich umgeschaut hatte und offensichtlich niemanden gefunden hat, habe ich sie gefragt welches Hotel. Days Inn war die Antwort – mein vorgebuchtes Motel.
Die Fahrt verlief äußerst schweigsam, denn, nach Verladen des Gepäcks, durfte ich nur hinten einsteigen. Auch egal, endlich raus aus dem Flughafen-Terminal und ich fuhr zum ersten Mal in meinem Leben auf einer amerikanischen Straße (mit). Was die Dimensionen hier angeht, werde ich noch eine Weile brauchen, bis ich mich daran gewöhnt habe. Ich wusste von der Vorbereitung zu Hause, welcher Weg ungefähr zum Motel führt. Der Straße nach dachte ich wir wären auf dem Highway 59, denn die Straße war immerhin 4-spurig. Ins Grübeln kam ich, als die Dame nicht links sondern rechts in die Straße zum Motel abbog. Denn, wie ich später über Google-Maps herausgefunden habe, sie fuhr nicht auf dem Highway, sondern auf einer, lt. Karte, kleinen und unscheinbaren Nebenstraße. 4-spurig wohlgemerkt. Bei uns wäre das ein einspuriger Promilleweg gewesen :-).
Aber, ich war da. Gepäck ausgeladen und rein an die Rezeption. Buchung und Zimmer waren klar, bezahlen mit Kreditkarte – auch klar. Dann das erste Problem, das Gerät konnte die Kreditkartendaten nicht lesen. Zweimal hatte es der gute Mann versucht, zweimal hat es nicht geklappt. Ich war/bin etwas beunruhigt, denn ich hatte gelesen, dass in den USA nicht die Chips auf den Karten, sondern die Magnetstreifen gelesen würden und dass es dabei immer wieder zu Problemen käme. Auf Grund dessen hatte ich im Vorfeld bei meiner Bank auch nachgefragt, und als Antwort eine professionelles Marketingschreiben enthalten, wonach ich die beste Kreditkarte der Welt mit der besten Bank der Welt dahinter hätte und beruhigt in alle Welt reisen könne. Bleibt abzuwarten, ob es eine einmalige Sache war oder ob die Karte wirklich nicht lesbar ist, dann hätte ich ein Problem … Der Herr an der Rezption konnte das Problem lösen, in dem er die Kreditkartennummer manuell eingegeben hat, statt Pincode-Eingabe musste ich dreimal unterschreiben und ich hatte endlich mein Zimmer. Es war zwar erst 15:30 Uhr Ortszeit, aber die Zeitverschiebung beträgt hier immerhin 7 Stunden, zu Hause also 22:30 Uhr.
Nun war ich natürlich extrem gespannt auf den Zustand meines Fahrrads. Aber das scheint den Flug unbeschadet überstanden zu haben. Was doch Massen an Luftpolsterfolie und Schaumstoff ausmachen … Jedenfalls blieb der Eindruck auch nach dem Zusammenbau bestehen, das Rad scheint komplett in Ordnung zu sein. So langsam merkte ich, dass ich doch recht müde war, aber ich wollte unbedingt noch einen Happen Essen gehen. Und wieder überraschten mich die Dimensionen. Obwohl ja zwischen einem Kartenmaßstab zu Hause und dem gleichen in den USA theoretisch kein Unterschied ist, kam mir alles viel weiter und größer vor. Gehwege gibt es hier keine, trotzdem gibt es an jeder Kreuzung Fußgängerampeln, teilweise jedoch mit ewig lager Wartezeit. Aber ich kam nicht ansatzweise in Versuchung, die Straßen einfach so zu überqueren, dafür gibt es hier einfach viel zu viel Verkehr. Schließlich bin ich bei einem Mexikanischen Grill gelandet und habe dort, mehr mit Händen und Füßen als mit Worten, etwas zu Essen und ein Bier geordert. Auch wenn ich nicht so recht weiß, was ich bestellt habe, es hat geschmeckt und es war reichlich. Gut gesättigt zurück ins Motel konnte ich gegen 20:00 Uhr die Augen nicht mehr aufhalten und damit ging es in meine erste Nacht in den USA.
Fazit: alles hat ausgesprochen gut geklappt. Flüge problemlos, Einreise ein Klacks, Gepäck ist heil angekommen und man wird auch ohne viele (englische) Worte satt. Was will Mann mehr?
<– So langsam wird es ernst –> Erster Tag in Humble
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