Ich habe lange überlegt, was ich denn dieses Jahr in Angriff nehmen möchte. Zumal ich vier Wochen Zeit habe. Letztendlich habe ich mich dann doch für eine Rundtour entschieden, die an der Haustür startet und an der Haustür wieder endet. Bekanntlich folge ich gerne Gewässern und so sieht der Plan vor, dass ich mal wieder entlang des Rheinradwegs starte und diesem bis Kehl folge. Von dort fahre ich über Straßbourg, dem Rhein-Marne-Kanal folgend bis nach Gondrexange. Hier wechsle ich zum Saarkanal und folge dem bis nach Saargemünd und weiter entlang der Saar über Saarbrücken, natürlich der Saarschleife bis zur Mündung in die Mosel.
Weiter geht es entlang der Mosel bis nach Koblenz. Von dort wieder ein Stück den Rhein hinauf bis nach Mainz. Dort biege ich ab und fahre auf dem Main-Radweg bis Bamberg. Nun kann ich der Regnitz folgen und fahre über Nürnberg bis nach Roth. Nun folgt ein Stück ohne Fluß bis nach Donauwörth. Hier biege ich auf den Donauradweg ab und folge dem bis Ulm, bevor es weiter entlang der Iller bis nach Aitrach geht. Die letzte Etappe geht dann quer von der Iller an den Bodensee zurück nach Friedrichshafen. Insgesamt eine Rundtour von knapp 1.800 Kilometer mit immerhin rund 14.000 Höhenmetern. Theoretisch über Navigationssoftware ermittelt.
Alles in allem wird das hier der geplante Routenverlauf sein:
Daneben habe ich mir vorgenommen, nach über 20 Jahren dieses Jahr wieder mit Zelt auf Tour zu gehen. Ich möchte ausprobieren, ob mir das noch taugt, denn das wäre der Grundstein für wesentlich längere Radreisen ab nächstem Jahr, wenn ich nicht mehr arbeiten muss und viel Zeit habe.
Daher habe ich in den letzten Wochen und Monaten einiges an der Ausrüstung getüftelt. Da es erstmal ein Versuch ist, wollte ich nicht zu viel investieren und werde ganz sicher mit viel zu viel und vor allem viel zu schwerem Gepäck unterwegs sein. Ich hoffe, dass sich beim Probe packen und spätestens nach der Tour noch einiges aussortiert. Oder ich weiß dann, was ich mir gewichtsoptimiert neu kaufen muss. Ich bin jedenfalls gespannt, wie viele Nächte ich im Zelt durchhalte.
Los geht es am 26.05., bei uns ein Feiertag.
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Donnerstag, 26.05.2022 – Von Friedrichshafen nach Diessenhofen, bzw. Schaffhausen
Gestartet bin ich meine diesjährige Radtour morgens kurz vor 09:00 Uhr. Ich habe die Fähre Friedrichshafen – Romanshorn um 09:21 Uhr genommen.
Das Wetter war etwas frisch, aber sonst schön. Das Rad war extrem schwer bepackt. Hatte vorher keine Proberunde gemacht und war vom Gewicht insgesamt und dem geänderten Fahrverhalten durch die vorderen Packtaschen etwas überrascht. Die Fuhre schwankt, ist sehr träge und noch leicht instabil. Vom Gewicht ganz zu schweigen. Daran werde ich mich noch gewöhnen müssen.
Strecke war geplant ca. 66 km, der Streckenverlauf weitgehend bekannt da ich ihn schon öfter gefahren bin. Aber das Gewicht spürt man selbst bei minimalem Anstieg sofort extrem.
Ab Stein am Rhein folgte ich der schweizer Rhein-Seite, da auf deutscher Seite keine Campingplätze sind. Hier habe ich gleich die erste Pleite erlebt. Angefahren habe ich den Campingplatz Läui in Diessenhofen. Aber die hatten keinen Platz mehr frei. Die Frage nach Alternativen wurde mit wenig Interesse beantwortet. Also bin ich weiter Richtung Schaffhausen, dort war ein weiterer Campingplatz in der Karte eingezeichnet. Habe versucht dort vorher anzurufen und nach einem Platz zu fragen, leider hat niemand abgenommen. Nach weiteren 11 km auf dem Tacho bin ich an der Freizeitanlage Rheinwiese Campingplatz Schaffhausen angekommen. Dort hieß es, Stellplätze wären keine mehr frei, aber ich könne mein Zelt auf der Badewiese aufstellen. Da es aber eben auch ein offizielles Bad ist, erst ab 19:00 Uhr, wenn der Badebetrieb weitgehend eingestellt ist. Also einen Sitzplatz im Schatten gesucht und gewartet. Gegen 18:30 Uhr kam dann ein „Offizieller“ und hat erlaubt, dass wir – es warteten inzwischen einige Reiseradler – jetzt unsere Zelte aufstellen können. Trotz mangelnder Übung ging es eigentlich recht flott vonstatten. Das Zelt stand, die Isomatte war aufgepumpt und der Schlafsack ausgebreitet. Dann schnell unter die Dusche und ins platzeigene Bistro zum Essen. Auf selber kochen hatte ich dann doch keine Lust mehr. Das Stargericht war ein Rindfleischburger mit Pommes. Nun gut, der Hunger trieb‘s rein, ein guter Burger geht anders. Da ich ziemlich müde war, bin ich gegen 21:30 Uhr ins Zelt gekrochen. Leider war an Schlaf nicht zu denken. Zum einen habe ich keine gute Position für mich auf der Isomatte gefunden, zum anderen war direkt neben dem Gelände eine Art Club, die irgendeine Art von „Musik“ gespielt hat. Jedenfalls ging es mit hämmernden Rhythmen und jeder Menge Geschrei der Feiernden bis 02:30 Uhr. Um 06:00 Uhr war ich dann wieder wach. Ich bin das Zelten inzwischen offensichtlich nicht mehr gewöhnt.
Freitag, 27.05.2022 – Von Schaffhausen nach Waldshut-Tiengen
Kurz nach 06:00 Uhr aufgestanden, ab unter die Dusche. Welch neues Gefühl, es war verdammt kühl draußen, die Dusche zwar heiß, aber davor und danach hatte ich doch mit der Kühle zu kämpfen. Daher gleich einen Platz an der Sonne gesucht und mich aufwärmen lassen. Das Zelt lag noch in tiefem Schatten und war entsprechend nass vom Tau. Aber die Zelt-, Pardon Badewiese hatte einige Tische und Bänke auf dem Gelände und so habe ich kurzerhand die beiden Packtaschen mit Kocher, Kochgeschirr und Verpflegung mit in die Sonne genommen, dort zum ersten Mal den Gaskocher „echt“ in Betrieb genommen und meinen ersten Kaffee gekocht. Dazu gab es zu Hause gemischtes Müsli mit Milchpulver, das nur noch mit Wasser angerührt werden musste. Ich muss sagen, für Tütenkaffee und Milchpulvermüsli hat es ganz gut geschmeckt.
Da doch noch alles ungewohnt und neu war, hat das Zusammenpacken auch einige Zeit in Anspruch genommen, aber um kurz nach 09:00 Uhr war ich fertig und bin gestartet. Erstmal bis Schaffhausen, dort über den Rhein, jetzt war ich wieder auf der ursprünglich geplanten Route. Da ich den Rheinfall schon mehrfach gesehen habe und es dahin zwar schön bergab, aber im Anschluss wieder genauso schön bergauf ging, habe ich mir das dieses Jahr gespart und habe versucht, möglichst wenig Höhe zu verlieren. War nur von mäßigem Erfolg beschert. Die heftige Steigung nach den Rheinfall-Parkplätzen bis zur Grenze Schweiz/Deutschland blieb mir leider nicht erspart. Allerdings ist meine Fuhre nicht nur beim Fahren sehr schwer, sie ist es auch beim Schieben. Und so musste ich auch beim Schieben immer wieder Pausen einlegen, bis ich endlich oben war.
Durchatmen beim alten, nicht mehr besetzten Grenzübergang. Dann ging es weiter, wieder auf altbekannten Wegen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie oft es doch selbst bei Flussradwegen, und auch wenn es „flussabwärts“ geht, doch auch bergauf geht. Die Etappe um den Rheinfall herum weiter Richtung Basel gehört jedenfalls dazu. Aber das Pech von gestern, nämlich 11 km mehr fahren zu müssen, war das Glück von heute. So war die Strecke um knapp 10 km kürzer. Ich bin daher schon recht früh gegen 14:30 Uhr in Waldshut Tiengen bei Rhein-Camping Waldshut angekommen.
Komisch, obwohl der Rheinradweg direkt am Campingplatz vorbei führt, ist mir der früher nie aufgefallen. Das Glück der frühen Ankunft ist eine halbwegs leere Zeltwiese und so konnte ich mir meinen Platz noch ziemlich gut aussuchen. Neben mir hatte schon ein Holländer sein Zelt aufgeschlagen. Er war unterwegs auf der Via Romea Francigena. Das ist eigentlich ein Europa-Radweg (EuroVelo 5), der in Großbritannien startet. Ich habe aber im weiteren Verlauf einige Radler getroffen, die den Weg von Amsterdam aus nach Rom fahren. Von dort sind es knapp 2.000 km Weg und der Kollege hatte sich 4 Wochen dafür Zeit genommen.
Ich war jedenfalls froh, meinen Platz gefunden und das Zelt so früh aufgestellt zu haben. Heute kam auch erstmals mein Klappstuhl zum Einsatz. Ein wahrer Segen, denn im Gegensatz zum letzten Campingplatz gab es hier keine Tische und/oder Bänke. Und mit Ü60 auf dem Boden sitzen, ist nicht mehr so mein Ding. Auch diesen Abend habe ich mir das Kochen geschenkt und bin in das Campingplatz-Restaurant gegangen. Kein Vergleich zu gestern. Das Riesen-Schnitzel hatte seinen Namen echt verdient, es war riesig. Und es war nicht auf 0,2 MM flachgeklopft, sondern es war auch ordentlich Fleisch dran. Zusammen mit den Pommes und ein paar Weizen war es ein richtiges Festmal.
Also ein rundum gelungener Abend – bis es dann wieder ans Schlafen ging. Diesmal keine Disco in der Nähe, aber Leute, die sich auf der nun völlig überfüllten Zeltwiese noch vor dem Zelt unterhalten haben. Schon leise, aber trotzdem gut hörbar. Ich hatte zwar Ohropax dabei, aber war natürlich zu faul zum suchen und die Dinger einzusetzen. Außerdem hatte ich wieder das gleiche Problem mit der Schlafposition auf der Isomatte. Also waren es wieder nur 3 – 4 Stunden Schlaf in der Nacht. Hoffentlich wird das im Lauf der Zeit noch besser :-).
Samstag, 28.05.2022 – Waldshut-Tiengen nach Weil am Rhein
Am nächsten Morgen das gleiche Spiel, es war nochmal deutlich stärker abgekühlt in der Nacht. Rein ins Waschhaus, geduscht und anschließend den Klappstuhl in die Sonne zum aufwärmen gestellt. Dieses Mal hatte ich den Brötchenservice beauftragt. Eigentlich eine feine Sache, werde ich zukünftig aber nicht mehr machen, man verliert zu viel Zeit. Ich habe zwar zuvor alles aus dem Zelt schon zusammengepackt, nur noch das leere Zelt blieb stehen und konnte so noch etwas vom Tau her abtrocknen. Aber man bekommt die Brötchen erst um 08:00 Uhr und so lange musste ich warten.
Dann schnell gefrühstückt, abgewaschen, Zelt und alles Übrige zusammengepackt und aufgeschnallt. Weiter ging es entlang des Rhein-Radwegs. Auch heute hatte der Radweg um Laufenburg und Schwörstadt und Rheinfelden herum einige knackige Steigungen im Angebot. Außerdem musste ich mit knapp 80 km deutlich mehr fahren als die letzten Tage. Aber alles in allem lief es auf der Strecke ganz gut.
Ich war von der Zeit her gut dran und konnte einige Pausen mit einbauen. Natürlich habe ich in Basel wieder den Blick auf die andere Rheinseite mit dem Münster von Basel genossen. Das werde ich mir morgen mal genauer ansehen. Von Basel sind es eh nur noch wenige Kilometer bis Weil am Rhein. Dort hatte ich mir ein Hotel genommen, da ich hier den ersten Ruhetag einlegen wollte. Das Hotel lag im Zentrum, drum hieß es vermutlich auch Central, und ich hatte das Glück ein Zimmer in den Hinterhof zu bekommen.
Nun, nach ausgiebiger Dusche bin ich in die Stadt zu einem Italiener gegangen und habe dort in schönem Ambiente zu Abend gegessen. Zurück im Hotel habe ich mich auf eine ruhige Nacht gefreut. Irgendwie hatte ich aber übersehen, dass im Innenhof des Hotels ein Tanzlokal untergebracht war, das heute, von Samstag auf Sonntag, bis 04:30 Uhr geöffnet hatte. Entsprechend war es auch hier sehr laut. Allerdings hatte ich im Gegensatz zum Zelt den Vorteil, einfach irgendwann in der Nacht das Schallschutzfenster schließen zu können und sofort hatte ich himmlische Ruhe. Die Matratze tat im Gegensatz zur Isomatte ihr übriges und so habe ich die Nacht tief geschlafen.
Sonntag, 29.05.2022 – Ruhetag in Weil am Rhein
Nach dem Frühstück war erstmal Wäsche waschen angesagt. Als alles fertig war habe ich mich auf den Weg zum Bahnhof in Weil am Rhein gemacht. Von dort fährt eine Trambahn Linie 8 direkt vom Bahnhof Weil am Rhein nach Basel und auch zurück. Ausgestiegen bin ich an der Dreirosenbrücke. Unter dieser durch bin ich schon mehrfach mit dem Rad gefahren.
Diesmal habe ich sie überquert und bin so auf die andere Seite des Rheins gelangt. Bin dann am Rhein entlang Richtung Altstadt geschlendert und bin so erstmals am roten Rathaus und dem Basler Münster vorbei gekommen. Beim Münster gab es einen Gaukler-Markt und, wie könnte es auch anders sein, ich habe natürlich genau die Zeit zwischen zwei Auftritten geschafft. Egal, die Aussicht über den Rhein auf die Seite, auf der ich sonst immer mit dem Rad entlang gefahren bin, hat für alles entschädigt.
Zurück im Hotel bin ich am Abend wieder zum Essen gegangen, diesmal fiel die Wahl auf einen Griechen, der war ganz okay, wenn auch nicht so gut wie der Italiener vom Vorabend.
Montag, 30.05.2022 – Weil am Rhein nach Breisach
Weiter ging es am nächsten Morgen nach Frühstück und Gepäck verladen Richtung Beisach. Die Strecke war mit rund 62 km nicht sehr lang und sie verlief ohne nennenswerte Steigungen. Die Radwege waren meist naturbelassen und da es schon länger nicht mehr geregnet hatte, war bald alles weiß vom Staub und Sand.
Hatte ich gesagt, es gab keine Steigungen? Nicht so ganz. In Neuenburg am Rhein läuft gerade die Landesgartenschau. Ob wegen der oder ob es einen anderen Grund gab, habe ich nicht herausgefunden. Jedenfalls war der Radweg vor Neuenburg plötzlich gesperrt. Eigentlich ist so etwas höchstens etwas lästig, aber sonst kein Problem. Sofern die Umleitung ausgeschildert ist. Ist sie leider nicht. Jedenfalls sagen mir als Ortsfremder Osttangente oder Westtangente nicht sehr viel. Nachdem ich heftig bergauf in den Ort geradelt bin hatte ich mich für eine der Tangenten entschieden, die haben dann wieder schön bergab geführt. Aber dann bin ich wieder an der Landesgartenschau gelandet und es ging nicht weiter. Zum Glück traf ich auf eine Passantin, die mir erklärt hat, ich müssen Richtung Zienken fahren und von dort den Schildern zum Radweg folgen. Also ging es, natürlich wieder bergauf, auf das Niveau von vorher.
In Zienken angekommen fand ich ein Schild Radweg nach Breisach. Super, genau da möchte ich ja hin. Also wieder runter Richtung Rhein. Aber was war das? Plötzlich war der Weg ohne vorherigen Hinweis wieder gesperrt. Mein Glück war nur, dass wenige hundert Meter vorher eine Art Parallelweg verlief, der nicht gesperrt war. Und so bin ich den entlang bis ich auf Höhe Grißheim war. Hier bin ich endlich wieder auf den Rheinradweg getroffen und konnte die Fahrt Richtung Breisach fortsetzen. Trotz der Irrungen um Neuenburg herum war ich schon kurz nach 14:00 Uhr in Beisach am Campingplatz Münsterblick.
Auch hier wieder, der frühe Vogel fängt den Wurm: die Zeltwiese war noch komplett leer und ich konnte mir meinen Platz frei aussuchen. Da der Platz nicht direkt in Breisach, sondern in Hochstetten lag, haben sich außer mir nur noch zwei andere Reiseradler hierher verirrt. Der Übernachtungspreis lag bei 16,— €. Dafür hatte das Hotel-Restaurant beim Campingplatz durchaus gehobenes Niveau, das allerdings jeden Cent Wert war. Entsprechend gut habe ich am Abend gegessen und getrunken.
In der Nacht hatte es auf einstellige Werte abgekühlt. Mein Schlafsack ist den Temperaturen jedoch problemlos gewachsen. Leider habe ich noch keine Lösung des Problems mit der Isomatte gefunden. Und so habe ich mich wieder, trotz himmlischer Ruhe, lange Zeit hin und her gewälzt auf der Suche nach einer für mich guten Position.
Dienstag, 31.05.2022 – Breisach nach Kehl
Am nächsten Morgen ging es dagegen sehr flott. Die Temperaturen waren, wie gesagt, einstellig. Da ich noch gut gesättigt vom Vorabend war, habe ich auf Frühstück verzichtet und nur einen Kaffee gemacht. Schnell war alles zusammengepackt und aufgesattelt und so bin ich schon kurz nach 08:00 Uhr in Breisach abgefahren.
Das war auch gut so, denn es waren zwar wieder keine großen Steigungen zu erwarten, dafür war die Etappe mit 88 km ziemlich lang, zumindest für meinen doch noch recht untrainierten Zustand. Der Tag verlief eigentlich eher unspektakulär. Über 90% war Schotter. Rad, Radler und Gepäck waren natürlich über und über mit Staub und Sand eingesaut.
Vor Weisweil hatte ich leider nicht aufgepasst und die Abzweigung des Radwegs entlang des Rheins verpasst. Kurz zuvor hatte mich ein anderer Reiseradler überholt und ich bin dem einfach hinterher. Aber zum Glück war das kein großer Umweg, der Weg traf zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf den eigentlichen Radweg. Um Rust herum ist es ganz spaßig, denn noch bevor man die Anlagen vom Europapark sieht, hört man bereits das Gekreische der Leute in den Achterbahnen. Der Weg führt praktisch mitten durch die Parkplätze des Europaparks hindurch. Danach führt der Weg ewig lang und eintönig auf dem Rheindamm entlang nach Norden.
Bei Meißenheim habe ich mich dann doch ziemlich übel verfahren, und das trotz GPS. Ich weiß nicht warum, aber statt nur kurz Richtung Meißenheim zu fahren und dann gleich wieder weiter entlang des Rheins, bin ich in den Ort gefahren. Irgendwie hatte ich das von 2016 noch in Erinnerung, dass er Weg durch den Ort führt. Im Ort habe ich dann aber keine Beschilderung mehr gefunden, GPS hatte ich schon längst ignoriert. Also bin ich frei nach Gefühl weitergefahren. Das Gefühl hat mich letztendlich 5 km Umweg gekostet, bis ich endlich wieder auf den eigentlichen Radweg getroffen bin. Und 7 km vor dem Ziel bin ich nochmal in die Falle gerasselt. Zwar war angeschrieben, dass die Brücke einige hundert Meter weiter gesperrt ist und es eine Umleitung gibt. Aber im Eifer des Gefechts hatte ich das übersehen. Als ich vor der gesperrten Brücke stand, habe ich mich tierisch geärgert, denn, das wusste ich zu dem Zeitpunkt, auf dem Rückweg musste ich mich wieder ein kurzes Stück bergauf kämpfen. Oben habe ich gesehen, dass hier tatsächlich ein Sperrschild steht, wenn auch nur ganz klein :-). Aber das waren dann nochmal 2 km Umweg.
Und so hatte ich dann am Zielhotel in Kehl angekommen, gut 94 km auf dem Tacho stehen. Zum Glück war ich heute Morgen so früh losgefahren. Das Hotel erwies sich als ziemliche Absteige, kann ich nicht anders sagen. Dass hinterher nochmal 10,— € je Frühstück dazu kommen sollten, wusste ich zum Zeitpunkt noch gar nicht. Eine Frechheit, aber ich war froh, wieder eine Matratze zum Schlafen zu haben. Am Abend habe ich im hoteleigenen Restaurant zu Abend gegessen. Das Restaurant entspricht dem Stand der Zimmer. Angepriesen war „deutsch italienische Küche“. Ganz ehrlich, meine Pizza auf meinem Holzkohlegrill ist um Längen besser als das, was mir hier vorgesetzt wurde. Egal, der Hunger wurde gestillt und ich habe hervorragend geschlafen.
Mittwoch, 01.06.2022 – Ruhetag in Kehl/Straßburg
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen und nach dem obligatorischen Wäsche waschen habe ich über das Internet herausgefunden, dass es zwischen Kehl und Straßburg eine übergreifende Straßenbahnverbindung gibt. Als ich 2016 den Rheinradweg bis Rotterdam gefahren bin, musste der Besuch von Straßburg ausfallen, da ich hier mit einer kaputten Hinterradfelge zu kämpfen hatte. Deshalb heute über die passende App eine Tageskarte gelöst und mit der Tram bis zum Europaparlament gefahren.
Besonders viel gesehen habe ich nicht davon, es wurde viel drum herum gebaut und war deshalb gesperrt. Und so richtig rein wollte ich auch nicht. Hatte mir das ähnlich wie in Berlin vorgestellt, aber hier war viel mehr abgesperrt. Bin dann am Flüsschen Ill entlang Richtung Innenstadt geschlendert und habe dort noch das Straßburger Münster besucht. Beim Eintritt musste ich sogar meinen kleinen Rucksack öffnen und kontrollieren lassen. Danach bin ich noch durch die Gassen der Straßburger Altstadt geschlendert, bevor ich mich wieder auf den Weg zurück ins Hotel gemacht habe.
Nach der Erfahrung von gestern habe ich mir heute ein anderes Restaurant zum Abendessen gesucht und bin auch fündig geworden. Nachdem es langsam wieder wärmer wurde, konnte ich auch draußen im Schatten sitzen und das Essen genießen.
Donnerstag, 02.06.2022 – Kehl nach Saverne
Am nächsten Morgen kam dann der Schock nach Frühstück, zusammenpacken und auschecken: 2 mal 10,— € für das Frühstück zusätzlich zu den 2 mal 63,— € für das Zimmer. Ganz interessant in Relation zu den Kosten heute – siehe weiter unten.
Jedenfalls ging es direkt runter an den Rhein, rüber über die Brücke und nach Straßburg rein. Ziel war der „Canal de la Marne au Rhin“, den Rhein-Marne-Kanal. Plötzlich dachte ich, das kennst du doch und tatsächlich hätte ich mir den Besuch gestern beim Europaparlament sparen können, denn die Route führte mich heute direkt daran vorbei. Egal, einmal zu Fuß, einmal mit dem Rad, doppelt hält besser :-).
Mal aus Straßburg draußen, war der Weg sehr schön entlang des Kanals, aber auch äußerst schmal. Bei Gegenverkehr wurde es immer sehr spannend. Aber je weiter ich mich von Straßburg entfernte, umso weniger Gegenverkehr gab es, bzw. wurde ich von hinten überholt. Die heutige Etappe war mit rund 52 km nur recht kurz, aber die ursprünglich geplante Folgeetappe nach Rhodes waren 60 km, zusammen wäre mir das deutlich zu viel gewesen. Das Highlight kam eh zum Schluss. Der Kanal hat unheimlich viele Schleusen und ich konnte so manches mal die Freizeit-Skipper beim Schleusen beobachten. Obwohl ich den Kanal „aufwärts“ fuhr, verlief die Route praktisch eben. Nur im Bereich der Schleuse ging es immer kurz aber knackig aufwärts.
In Savern, meinem heutigen Etappenziel, angekommen wusste ich schon, dass es zum Campingplatz bergauf ging. Aber wie heftig, das wusste ich im Voraus natürlich nicht. Jedenfalls musste ich fast 2 km meinen Schwertransporter den Berg hochschieben. Da es entsprechend steil war, habe ich auch ziemlich viele Pausen dazwischen gebraucht. Trotzdem war ich schon gegen 14:00 Uhr am Campingplatz. An der Rezeption war ein Schild, von 13:00 – 16:00 Uhr geschlossen. Als ich noch am Überlegen war, das Rad trotzdem reinzuschieben und mein Zelt auf der Zeltwiese aufzuschlagen, kam eine resolute junge Dame und hat die Rezeption kurzerhand wieder geöffnet. Nicht ohne lautstark kundzutun, dass sie nur 1 Stunde Pause gehabt hätte. Aber außer mir waren eben auch noch einige Wohnmobilisten und Caravans da, die gerne auf den Platz wollten.
Die Zeltwiese war erfreulich riesig groß und das überraschendste, die Übernachtung inkl. sanitärer Einrichtungen, etc. kostete gerade mal 8,— €. Was für ein krasser Unterschied zu den Kosten ich Kehl. Später bin ich nochmal zu Fuß runter in den Ort gelaufen zum Einkaufen. In Frankreich gehört es für mich dazu, wenigstens einmal frisches Baguette, Wurst, Käse und eine gute Flasche Rotwein als Abendessen zu genießen. Heute kam auch erstmals mein kleiner Klapptisch zum Einsatz. Und auch er hat sich, neben dem Klappstuhl, dafür absolut bewährt. Natürlich kostet das alles Volumen und Gewicht. Aber, wie schon gesagt, mit Ü60 macht es nur noch bedingt Spaß, vom Boden zu essen.
Und ich konnte noch einen weiteren Durchbruch erzielen. Ich hatte heute die Isomatte mit deutlich weniger Luft aufgepumpt und siehe da, ich konnte in der Nacht deutlich besser, schmerzfreier und angenehmer liegen und habe daher auch deutlich besser geschlafen. Sollte die Lösung des Problems so einfach sein?
Freitag, 03.06.2022 – Saverne nach Sarrebourg
Nach einer jedenfalls viel erholsameren Nacht im Zelt, gab es frühes Frühstück mit Kaffee und Müsli auf dem mitgebrachten Tisch. Nach dem Studium des Wetterberichts hatte ich mich entschieden, die Route umzuplanen. Statt die rund 60 km nach Rhodes auf den dortigen Campingplatz wollte ich nun nach Sarrebourg in ein Hotel fahren. Ich hätte gerne ein Hotel in Rhodes genommen, aber dort war keine feste Unterkunft zu finden. Das einzige, was halbwegs gepasst hat, war Sarrebourg. Allerdings waren das nur 32 km. Daher habe ich mich nicht allzu sehr beeilt und in aller Ruhe mein Geschirr gespült, das Zelt und alles andere zusammengepackt und bin dann gemütlich losgefahren.
Da mein Dickkopf es wieder besser wissen wollte wie das Navi, bin ich ich direkt nach dem Campingplatz nicht der Route gefolgt, denn dazu hätte ich nach wenigen Metern bergab wieder ein Stück bergauf (schieben) müssen. Also dachte ich, das finde ich auch so und bin einfach der Straße nach unten in den Ort Saverne gefolgt. Letztendlich bin ich einiges im Ort kreuz und quer herumgegurkt, bis ich endlich wieder auf die geplante Route getroffen bin. Alles halb so wild, bei nur 30 km habe ich ja alle Zeit de Welt. Weiter ging es wirklich sehr idyllisch am Rhein-Marne-Kanal bis hinter Lutzelbourg. Ab jetzt ging es deutlich stärker bergauf und die Route folgte jetzt einem alten, trockengelegten Kanal.
Hier traf ich bei einer Pause auf ein Ehepaar, das ebenfalls auf dem EuroVelo 5 unterwegs war, allerdings mit praktisch keinem Gepäck. Die fuhren die gleiche Pilgerroute nach Rom, jedoch mit vorgebuchten Unterkünften und Gepäcktransport. Bei meinem Schwertransporter dachte ich sehnsuchtsvoll daran, dass dies auch eine Variante des Reisens sein kann. Kurze Zeit später, im Bereich von Arzviller, verschwindet der Kanal in einem Tunnel, durch den die Schiffe fahren. Für Fußgänger und Radler ist hier leider kein Platz, die müssen jetzt steil nach oben und das ganze umfahren. Klar, dass das für mich wieder viele Schiebepassagen bedeutete. Die Kühe auf den Weiden bestaunten jedenfalls das heftig schnaufende Individuum, dass sich da den Berg hoch quälte. Mir war das aber alles ziemlich egal, hatte ich ja insgesamt nur gut 30 km vor mir. Oben angekommen habe ich dann auch auf einer Bank länger Zeit Pause gemacht. Dabei kamen einige Radler an mir vorbei, die ich letzte Nacht auch auf dem Campingplatz in Saverne gesehen hatte. Es waren doch mehr Radler Richtung Norden unterwegs, als ich geglaubt hatte.
Nach der Pause ging es dafür genau so steil wieder bergab. In Niderviller habe ich den eigentlichen Radweg verlassen und bin nach Sarrebourg gefahren. Unterkunft habe ich in einem relativ günstigen Ibis-Budget gefunden. Der Check-In ging, um diese frühe Zeit, nur per Automat. Hat aber einwandfrei funktioniert und, da mein Zimmer ebenerdig lag und sonst keiner was dagegen haben konnte, habe ich das Rad gleich mit auf‘s Zimmer genommen. In den USA absolut üblich, hier in Europa eher unüblich. Klar, Ibis-Budgets sind einfachst eingerichtet, aber für mich war es ausreichend. Ein bisschen hat es mich schon an die USA erinnert, denn das Hotel lag direkt an einem Autobahnkreuz, was dank Klimaanlage und Schallschutzfenster kein Problem darstellt, und die Restaurantsituation ist eine ähnliche wie in den USA, hauptsächlich die bekannten Burger-Ketten. Hier in Frankreich natürlich viel weniger wie in den USA.
Aber es gab auf meiner Seite der Autobahn das Restaurant „La Cabane de Marie“, ein kanadisches Restaurant. Flugs für den Abend einen Tisch elektronisch reserviert. Auf dem Weg zum Restaurant war ich froh, auf dieser Seite der Autobahn geblieben zu sein. Denn die Straße, die über die Autobahn führt, hatte weder Gehweg noch Seitenstreifen. Was an dem Restaurant kanadisch war, kann ich nicht sagen, ich war ja noch nicht in Kanada. Aber es bestand jedenfalls aus riesigen Holzbalken und war sehr urig eingerichtet. Das Restaurant rühmte sich 18 verschiedener Biersorten aus USA und Kanada, darunter so klingende Namen wie „La Rousse du Trappeur“. Bei genauerem Hinsehen, kam das Bier aber lt. Etikett aus Frankreich. Und das angeblich spezielle kanadische Cordon-Bleu war auch nicht anders als das aus Deutschland oder Frankreich. Aber es war fein und durch den Genuß diverser kanadisch-amerikanischer Biere bin ich gelöster Stimmung zurück ins Hotel und habe tief und fest geschlafen.
Samstag, 04.06.2022 – Sarrebourg nach Saarbrücken
Am nächsten Morgen war ich früh auf, denn mir war klar, dass es eine anstrengende Etappe nach Saarbrücken werden würde. Ich hatte das meiste schon fertig zusammengepackt und bin schon in den Radler-Klamotten zum Frühstück erschienen. Das indes war schon sehr USA-like. Minimales Angebot, meist in Plastik abgepackt und schon sehr rudimentär. Mir war‘s egal, war ich eh noch gut satt vom letzten Abend.
Und so bin ich schon gegen 08:00 Uhr losgefahren. Leider bei Regen. Hier in Sarrebourg gab es keine Gewitter, hier hat es nur leicht geregnet. Der Regen sollte zwar zwischen 07:00 und 08:00 Uhr aufhören, aber wie so oft hat sich das Wetter nicht an selbigen Bericht gehalten. Mir war es zu wenig, als dass ich Regenkleidung angezogen hätte und so bin ich ganz normal losgefahren. Ziemlich schnell habe ich gemerkt, wie hügelig die ganze Gegend abseits von Kanälen und Flüssen ist und wie anstrengend das mit meinen knapp 40 kg Gepäck ist. Ich war schon nach den ersten 5 Kilometern außer Puste. Erschwerend kam dazu, dass es keine Radwege gab und die Straße, obwohl es Samstag früh war, ziemlich stark befahren war. Und die Franzosen nehmen nur während der Tour de France Rücksicht auf langsame Radfahrer. Außerhalb dieser Zeit heizen sie mit knappen Abständen an einem vorbei, so dass man jedesmal das Genick einzieht. Dazu die Gischt durch die nassen Straßen, angenehm ist anders.
Es kam, wie es kommen musste. Die Straße ging steil bergauf, viel zu steil für mich. Also habe ich angehalten und wollte absteigen. Leider war die Straße noch ziemlich abschüssig an der Stelle. Jedenfalls habe ich den Winkel und alles andere komplett außer acht gelassen und als ich das Bein über das Rad schwingen wollte, konnte ich die Fuhre nicht mehr halten und bin samt Rad auf die Straße geflogen. Von hinten kam nichts, das hatte ich vorher schon gecheckt. Von vorne kann einer, aber als der gesehen hat, dass ich mich bewege, fuhr er ungerührt weiter. Ich gleich wieder aufgestanden und das Rad hochgewuchtet. Dem hat es nichts ausgemacht, auch das Gepäck hat keine Schrammen bekommen. Ich dagegen schon. Da ich ja in kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs war, habe ich mir das linke Knie geprellt und aufgeschürft. Aber zum Glück nicht so, dass ich es nicht mehr bewegen kann und richtig geblutet hat auch nichts. Die Schulter und die Hände haben nichts abgekommen, ich fahre zum Glück mit Handschuhen. Ich habe erstmal das Rad den ganzen Berg hochgeschoben. Oben angehalten und mit einemTuch und etwas Wasser das Knie etwas gereinigt.
Dann ging es weiter, ein ständiges auf und ab, bei dem ich vor allem beim auf mehr schieben musste, als fahren konnte. Irgendwann ging es dann auf einen Waldweg, der von so schlechter Qualität war, dass ich den auch lieber geschoben habe, als zu fahren. Was war ich froh, als dieser Schotterweg auf einen geteerten Waldweg geführt hat und der auch noch ständig bergab führte. Es ging jetzt ein ganzes Stück bergab und nach insgesamt gut 25 km kam ich plötzlich an einen Kanal. Ich konnte es erst gar nicht glauben, aber ich war am Saarkanal und damit wieder auf der ursprünglichen Route von Rhodes nach Saarbrücken.
25 km lagen hinter mir, 53 km lagen noch vor mir. Und ich war völlig platt. Das gute war, dass es auf dem ganzen restlichen Weg keine nennenswerten Steigungen mehr geben sollte. Also bin ich weiter. Habe aber mit jedem Kilometer gemerkt, dass meine verfügbare Energie immer weniger wurde. Gegen Mittag habe ich angehalten und etwas gegessen. Hatte zwar kein Brot gekauft, aber vom savoir vivre 2 Tage davor noch Wurst und Käse übrig. Wie heißt es so schön: in der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot. Geholfen hat es nicht viel, die Energie kam leider nicht wieder zurück. Aber Kilometer um Kilometer habe ich mich Richtung Saarbrücken gekämpft und war sehr froh, als ich die Stadt endlich erreichst habe. Als es von der Saar weg in die Stadt ging, habe ich mich nicht mehr getraut zu fahren und lieber das Rad geschoben. Durch die frühe Abfahrtszeit in Sarrebourg war ich aber trotzdem schon gegen 15:00 Uhr in Saarbrücken im Hotel.
Das hat sich als Glücksgriff erwiesen. Für weniger Geld als in Kehl, dafür inkl. Frühstück, habe ich ein schönes großes Doppelzimmer erhalten. Nur die Unterbringung des Rades in der Tiefgarage ging etwas schief. Von außen bin ich nicht in die Tiefgarage rein gekommen. Also habe ich das Rad durch den Eingang in den Aufzug geschoben und bin damit in die Tiefgarage gefahren. Ich hatte dabei nicht gesehen, dass sich die Tür zum Treppenhaus von der Tiefgarage aus nicht öffnen lässt. Nachdem ich das Rad angekettet hatte habe ich das Problem bemerkt. Neben der Tür ist eine Klingel, die habe ich 10 Minuten lang gedrückt, ohne dass eine Reaktion erfolgt ist. Erst als ich parallel auch gegen die Tür gehämmert habe, hat nach endlos erscheinender Wartezeit endlich jemand von innen geöffnet und mich rein gelassen.
Nachdem ich geduscht und mich eine Stunde lang hingelegt habe, habe ich gemerkt, dass mein Knie schon was abbekommen hat. Das Kniegelenk schmerzt zwar nicht, aber die Haut ist straff gespannt und ich spüre die aufgeschürften Stellen beim Bewegen des Knies. Das Aufsuchen eines Restaurants in gut 1 km Entfernung ging aber ganz gut. Beim Rückweg habe ich aber gemerkt, dass ich schon deutlich erschöpfter bin, als ich geglaubt habe.
Sonntag, 05.06.2022 – Ruhetag in Saarbrücken
Die Nacht war sehr erholsam. 3. Stock, Schallschutzfenster und Klimaanlage, da macht auch das bewegte Nachtleben rund um das Hotel herum nichts aus. Als ich heute früh aufgestanden bin, hat es stark geregnet. Das war auf Grund der Wettervorhersage auch erwartet worden. Nachdem mein Knie nicht schlimmer, aber auch nicht besser geworden ist, habe ich mich entschieden, von zwei auf drei Nächte zu verlängern. Das Hotel wird wohl eher als Businesshotel genutzt und bietet entsprechende Sonderkonditionen über die Feiertage an.
Nachdem ich die Wäsche gewaschen habe, konnte ich endlich auch meine Blog-Notizen niederschreiben. Auf dem Campingplatz wird das eher nichts. Und nach ein paar Tagen bin ich so im Hintertreffen, dass ich einen Ruhetag nicht mit dem Schreiben von Blog-Texten verbringen möchte, sondern lieber die Stadt erkunde. Mal sehen, was ich heute noch mache und wie es mir und meinem Knie morgen so geht. Dann werde ich die nächsten Schritte entscheiden.
Heute hat es das Wetter nicht sehr gut gemeint, es hat häufig und stark geregnet. Natürlich hat es mich auch nass erwischt, als ich am Nachmittag mal eine Regenpause genutzt hatte, um ein paar Schritte durch die Stadt zu gehen. Gegen Abend wurde das Wetter langsam besser und so stand einem Besuch eines hervorragenden Flammkuchen-Restaurants nichts mehr entgegen.
Montag, 06.06.2022 – Ruhetag mit Besuch Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Ich hatte mich entschieden, in Saarbrücken einen weiteren Ruhetag einzulegen, um meinem Knie die Gelegenheit zu geben, wieder fit zu werden. Und nachdem auch das Wetter wieder gut war, bin ich mit dem Zug nach Völklingen gefahren, um der Völklinger Hütte einen Besuch abzustatten.
Ich fand die ganze Anlage schon sehr beeindruckend, muss jedoch gestehen, dass ich sowieso sehr gerne solche monumentalen Anlagen anschaue. Aber die Ausmaße der Anlage in Völklingen und auch die vielen Erklärungstafeln haben dann doch dazu geführt, dass ich fast 5 Stunden dort verbracht hatte. Das gute daran, mein Knie hat es klaglos mitgemacht und so habe ich keine Zweifel, morgen wieder Radeln zu können.
Nachfolgend einige Bilder vom Tag.
Dienstag, 07.06.2022 – Saarbrücken nach Saarburg
Die Wettervorhersage für die nächsten Tage war etwas kritisch. Es sollte jeden Tag mal mehr, mal weniger regnen. Nur wann, das war die große Preisfrage. Meist sollte der Regen immer erst am Mittag, bzw. Nachmittags einsetzen. Also habe ich am Dienstag gleich früh um 07:00 Uhr gefrühstückt und bin schon kurz vor 08:00 Uhr los gekommen. Immerhin lagen knapp 85 km vor mir.
Der Radweg verlief immer entlang der Saar und war im großen und ganzen auch in gutem Zustand. Sehr störend ist allerdings, dass man den größten Teil der Etappe auch parallel zur Autobahn oder einer vielbefahrenen Schnellstraße hat. Das fand ich nicht so toll, denn der Verkehrslärm stört irgendwie gewaltig das Erlebnis entlang der Saar. Aber das lässt sich nunmal nicht ändern.
Schön und verkehrsbedingt ruhig war es dagegen im Bereich der Saarschleife. Hier gibt es keine Straße und man hatte den Weg allein mit den Wanderern. Natürlich ist der Eindruck beim Befahren der Schleife nicht so gewaltig wie vom Aussichtspunkt weit oben. Man sieht wie sich die Kompassnadel auf dem GPS Stück für Stück weiterbewegt, bis man einmal fast rum ist, während man den Bogen gemächlich durchradelt. Dafür kommt man kurz nach der Saarschleife in Mettlach an eine ganz gewaltige Schleusenanlage bei der die Schiffe einen enormen Höhenausgleich durchliefen. Nach Mettlach führt der Weg einige Male ordentlich das Steilufer der Saar hoch und wieder runter, was mir ganz schön in die Beine ging.
Auf Grund der Wettervorhersage hatte ich mich entschieden, die nächsten Tage nicht zu campen und lieber ins Hotel zu gehen. Die Bequemlichkeit mit Ü60 schlägt halt doch durch :-). Unterwegs habe ich vom für heute gebuchten Hotel die Nachricht erhalten, dass ich es hätte eigentlich gar nicht buchen dürfen, weil sie doch Dienstags Ruhetag haben. Nach einem Anruf dort haben sie mich gebeten, doch auf ein anderes Hotel auszuweichen. Das würde auch den gleichen Betreibern gehören und ich würde das Zimmer zu den gleichen Konditionen bekommen. Na ja, warum nicht. Die beiden Hotels lagen nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt, so dass es auch kein Umweg war.
Jedenfalls habe ich mich darüber gefreut, dass sowohl mein Knie als auch das Wetter gehalten haben und ich schon gegen 14:00 Uhr in Saarburg angekommen bin. Nachdem die Formalitäten geklärt waren und ich mein Rad in der Tiefgarage sicher untergebracht hatte, bin ich auf mein Zimmer gegangen. Im gleichen Moment hat es draußen zu regnen begonnen, aber gleich dermaßen stark, dass ich nur froh war, schon im Hotel zu sein.
Bis zum Abend hatte sich das Wetter aber wieder soweit beruhigt, dass ich problemlos in die sehenswerte Altstadt von Saarburg gehen konnte und mir dort ein schönes Restaurant gesucht habe. Danach hat sich gerächt, dass ich mich beim Einchecken nicht so richtig nach den Details erkundigt hatte. Denn erstens hatte ich keinen W-LAN-Code, zweitens wusste ich nicht, ab wann es morgens Frühstück gibt und zum dritten hatte ich ein Problem am Abend einen Eingang zum Hotel zu finden, bei dem mein Schlüssel gepasst hat. Zum Glück gab es einmal um das ganze Haus rum, noch einen Eingang und hier hat mein Schlüssel endlich gepasst.
Mittwoch, 08.06.2022 – Saarburg nach Trittenheim
Ich sagte ja bereits, dass ich vergessen hatte, nach den Frühstückszeiten zu fragen. Also bin ich auf gut Glück um 07:00 Uhr mal aus dem Zimmer um zu schauen. Leider war noch alles dunkel. Nirgends im Bereich der Rezeption war ein Hinweis darauf, wann geöffnet wurde. Also wieder zurück auf‘s Zimmer und eine halbe Stunde gewartet. Immer noch alles verschlossen. Während ich so gewartet habe, kam eine Dame aus dem Küchenbereich. Ich gefragt und die schroffe Antwort erhalten, 08:00 Uhr und keine Minute früher. Nun, das war mir erstens zu unfreundlich und zweitens zu spät. Also habe ich mein Zeug aus dem Zimmer geholt und bin grußlos und ohne Frühstück aus Saarburg losgefahren.
Die heutige Etapppe war nur 65 km lang, aber wieder war das Problem, dass es noch im Laufe des Vormittags regnen sollte. Da ich so früh weggekommen bin, hatte ich nun eher Sorge, zu früh am Ziel zu sein, und so noch gar nicht in das Hotel in Trittenheim einchecken zu können. Aber im Lauf der Tour habe ich mal wieder gemerkt, dass 65 km manchmal anstrengender sein können, als 85 km am Vortag. Ich war jedenfalls nicht viel schneller als am Vortag.
Zuerst ging es noch für knapp 15 km entlang der Saar, bis zur Mündung in die Mosel. Um diese frühe Uhrzeit war ich der einzigste an der Saar-Mündung und hatte den Aussichtspunkt ganz für mich allein. Dann folgte der Aufstieg zur Brücke über den Fluss hinweg. Diese Aufstiege sind nur kurz, aber unglaublich giftig steil – vor allem mit knapp 40 kg Gepäck hinten drauf. Meist schaffe ich nur die Hälfte und muss dann absteigen und schieben, so auch hier. Hier hatte ich auch den westlichsten Punkt der Tour erreicht, ab jetzt ging es in nordöstlicher Richtung weiter.
Ich habe gleich gemerkt, dass es nicht mehr weit bis Trier ist, denn der Verkehr an Radfahrern und Fußgängern nahm stetig zu. Vor Trier ging es mal wieder kräftig bergauf und über eine Brücke auf die andere Seite der Mosel. Eigentlich hatte ich mir erhofft, von dieser Flussseite aus etwas von Trief im Vorbeifahren sehen zu können. Das war aber leider nicht der Fall und so habe ich von Trier praktisch nichts mitbekommen.
Was man aber vom ersten Meter entlang der Mosel sieht, ist die Bedeutung des Weinbaus für die ganze Region. So gut wie jeder Zentimeter wird hier mit Weinreben bestückt und das ganze an unglaublich steilen Hängen.
Und wieder hatte ich mit dem Wetter Glück und blieb, bis auf etwas Nieseln ab und zu, von Regenschauern verschont. Und auch heute wieder, kaum angekommen in Trittenheim, Hotelzimmer bezogen und Fahrrad in der Fahrradgarage untergebracht, da öffnete der Himmel seine Schleusen und es hat ordentlich geschüttet. Mit war‘s egal, denn heute musste ich nichtmal mehr am Abend raus, da das Hotel ein eigenes Restaurant hatte.
Donnerstag, 09.06.2022 – Trittenheit nach Bullay
Man(n) lernt ja manchmal aus seinen Fehlern und so habe ich gestern noch geklärt, ab wann ich den frühstücken kann. Offiziell um 08:00 Uhr, mein Wunsch war 07:00 Uhr. Geeinigt haben wir uns auf 07:30 Uhr, was perfekt geklappt hat. Klar bin ich dadurch nicht mehr ganz so früh weggekommen wie die letzten Tage, aber gegen 08:15 Uhr war ich auch heute schon wieder auf dem Weg. Viel länger wie 06:00 Uhr hätte ich eh nicht schlafen können, denn an den steilen Moselhängen nutzt man offensichtlich Hubschrauber um die Weinstöcke mit Insektenschutz zu besprühen. Dadurch, dass das Tal nicht sehr breit, aber sehr steil ist, sieht man den Hubschrauber nicht unbedingt, aber man hört ihn.
Weiter ging es also entlang der Mosel. Mein heutiges Ziel war Bullay und war rund 78 km entfernt. Ging es gestern meinen Beinen nicht so gut, war es heute wieder bestens und ich bin richtig gut voran gekommen. Piesport, Mülheim an der Mosel, Bernkastel-Kues, Kröv, Traben-Trarbach, bis hierhin lief es super auf sehr gut ausgebauten Radwegen. Der Wind tat sein übriges und war mit weitgehend wohlgesonnen. Obwohl sich das bei den vielen Windungen der Mosel gar nicht so klar sagen lässt.
Ab Traben-Tarbach jedoch war die Qualität des Radwegs schlecht und ich kam nur noch relativ langsam voran. Ganz übel war es ab Zell an der Mosel. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob es auf der anderen Seite der Mosel wohl besser aussieht? Aber es half nichts, Bullay und damit mein Hotel lagen nunmal auf der rechten Moselseite, daher musste ich hier durch.
Im Prinzip auch überhaupt kein Problem, denn dadurch, dass 3/4 des Weges super gelaufen waren, hatte ich für die letzten Kilometer alle Zeit der Welt. Das Hotel in Bullay war ein besonderes. Das Haus selber war schon mehrere Hundert Jahre alt, was man insbesondere an den Treppenstufen gemerkt hat. Aber die Zimmer waren alle neu renoviert und waren sehr schön. Was soll ich sagen? Auch heute wieder hatte ich mein Rad im Fahrradraum untergestellt und mein Gepäck aufs Zimmer geschleppt. Und es fing wieder an kräftig zu regnen. Ich hatte die ganze Woche echt richtig Glück
Eine Besonderheit, die man beim Buchen über Hotel-Buchungsportale eher selten hat: das Zimmer war mit Halbpension. Und so musste ich auch heute kein extra Restaurant aufsuchen, sondern es ging zum Essen in den Gewölbekeller des Hotels.
Freitag, 10.06.2022 – Bullay nach Koblenz
Auch für heute hatte ich wieder vereinbart, dass ich das Frühstück eine halbe Stunde vorher, ab 07:30 Uhr einnehmen durfte. Irgendwie zahlt es sich echt aus, abends früh ins Bett zu gehen und dafür morgens schon um 06:00 Uhr aufzustehen. Jedenfalls kam ich wieder kurz nach 08:00 Uhr weg. Es ging gleich mal runter an die Mosel und mit einer Moselfähre rüber auf die andere Flussseite. Meine Hoffnung war, dass die Radwegqualität besser ist, als gestern auf dem letzten Teil. Die Dame im Hotel sagte mir, dass der Radweg nach ein paar Kilometern sowieso erstmal nur auf der linken Moselseite weitergehen würde.
Und ich hatte Glück, der Weg war gut und es lief wieder flott voran. Und auch heute war mir der Wind wohlgesonnen, kam er doch sehr stetig von hinten. Ich merke das bei meinem Rad mit dem vielen Gepäck immer, wenn ich über die Gänge 11 und 12 hinaus schalten kann. Dann geht es entweder bergab oder der Wind schiebt von hinten. Nach gut 30 km war Cochem erreicht. Hier waren sehr viele Touristen unterwegs und das Durchschlängeln mit dem vollgepackten Rad entsprechend mühsam. Daher habe ich nur ein paar Bilder gemacht und war froh, als ich den Ort hinter mir hatte.
Weiter ging es mal links, mal rechts der Mosel. Allerdings immer entlang einer Bundesstraße. Das ist halt das Problem, entweder möglichst eben fahren, dann liegt der Radweg zwischen Fluss und Bundesstraße, oder auf den Wirtschaftswegen der Weinreben, dann aber in einem stetigen und kräftigen auf und ab. Bei meinem Übergewicht, hier sind durchaus Mensch und Maschine gemeint, habe ich mich für die flachere Variante entschieden.
In Burgen hatte ich das Gefühl, dass es mir an Energie mangelt, und so habe ich mich kurzentschlossen vor ein Café gesetzt und mit Blick auf die Burg Bischofstein zwei Stück Kuchen, zwei Cappuccino und eine Flasche Mineralwasser genossen. Zeit und Muße hatte ich ja auch heute zur Genüge.
Kurz vor Koblenz wurde es nochmal anstrengend. Da ich diesmal alle Buchungen sehr kurzfristig mache, habe ich im Zentrum von Koblenz kein bezahlbares Hotel mehr gefunden, sondern noch an der Mosel im Vorort Moselweiß rechts der Mosel. Also musste ich über die Mosel rüber, dazu war ein Radweg über eine Eisenbahnbrücke eingezeichnet. War nur etwas knifflig zu finden. Der Aufstieg war erwartungsgemäß steil und die Brücke so schmal, dass ich mit den Gepäcktaschen nur ganz knapp durchgepasst habe. Zum Glück gibt es zwischendurch immer wieder Ausweichstellen, sonst hätte es Probleme gegeben.
Nachdem ich die Mosel überquert hatte, waren es nur noch ein paar hundert Meter bis zu meinem Hotel. Das Hotel hat ein Restaurant und einen schönen Innenhof, in dem man das Abendessen einnehmen kann. Dabei hat es wenig gestört, dass mein Zimmerfenster genau auf diesen Hinterhof rausgeht. Denn um Punkt 22:00 Uhr wurde er geschlossen und es herrschte Ruhe. Ich konnte in aller Ruhe bei offenem Fenster schlafen.
Samstag, 11.06.2022 – Ruhetag in Koblenz
Nachdem ich nun gut 2 Wochen unterwegs bin, war heute früh nicht nur Wäsche waschen angesagt, sondern es war große Wäsche. Ich musste auch einen Teil meiner normalen Kleidung mal durchwaschen. Entsprechend sieht es im Zimmer jetzt aus. Habe quer durch eine Wäscheleine gespannt und es hängt alles voll. Nachdem ich jetzt noch den Blog zumindest textlich aufs Laufende gebracht habe, mache ich mich nun auf den Weg nach Koblenz rein.
Hier war es eigentlich wie schon beim letzten Mal auch. Rund um das Deutsche Eck und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal drängen sich eine Unmenge an Touristen, was bei dem schönen Wetter und dem tollen Blick auf Rhein, Mosel und die Festung Ehrenbreitstein auch kein Wunder ist. Nach ein paar Fotos bin ich noch ein kurzes Stück am Rhein-Ufer entlang geschlendert, bevor ich mich auf den Weg zurück zum Hotel gemacht habe.
Wieder konnte ich ein leckeres Abendessen im Hotel-Restaurant genießen. Außerdem hatte ich für morgen früh ein Lunch-Paket geordert, denn ein früheres Frühstück war nicht möglich und ich wollte nicht bis 08:00 Uhr warten.
Sonntag, 12.06.2022 – Koblenz nach Bingen/Rhein
Wie zwischenzeitlich schon üblich bin ich um 06:00 Uhr aufgestanden, habe geduscht und schnell zusammengepackt. Das Lunch-Paket lag wie vereinbart im Kühlschrank und so bin ich noch vor 07:00 Uhr weggekommen. Das Wetter war schön und es versprach ein sehr heißer Tag zu werden. Aber noch war davon nichts zu spüren. Da es Sonntag war, waren auch die Straßen angenehm leer um diese Zeit. So bin ich zugig quer durch Koblenz an das Rheinufer gekommen.
Ab jetzt bewegte ich mich wieder auf bekanntem Terrain, nur dass ich beim letzten Mal von Bingen her gekommen bin. Noch hatte ich den Rheinradweg neben ein paar Rennradlern und Joggern fast allein für mich und bin entsprechend zügig voran gekommen. Nach etwa einer Stunde habe ich eine schattige Bank mit Tisch gefunden. Hier habe ich angehalten und mal wieder meinen Kocher herausgenommen. Kaffee gekocht und dazu den Inhalt des Lunch-Pakets verzehrt. War ein richtig leckeres Frühstück mit Blick auf die vorbeifahrenden Binnenschiffe. Und die gibt es auf dem Rhein in großer Anzahl. Die sind, vor allem rheinaufwärts, relativ langsam, so dass ich die im Lauf der nächsten Stunden wieder überholt habe.
Weiter ging es danach Richtung Süden. Über lange Strecken verläuft der Rheinradweg auch parallel zu einer Bundesstraße und ist an diesen Stellen praktisch in der prallen Sonne. Je weiter der Tag fortschritt, umso heißer wurde der Asphalt. Zum Glück bleibt man von Steigungen auf dieser Route verschont, so dass wenigstens der Fahrtwind immer etwas gekühlt hat. Aufpassen musste man nur, da auch viele Radfahrer und Fußgänger den Sonntag und das schöne Wetter für Ausflüge genutzt haben. Nicht immer ist der Radweg breit genug und so kann es manchmal eng werden. Aber auch das ist nicht wirklich ein Problem.
Da ich schon so früh losgefahren bin, war ich auch entsprechend früh in Bingen. Das Wetter sollte für die nächsten Tage gut sein, daher habe ich heute mal wieder einen Campingplatz angesteuert. Lt. Internetbewertungen soll das Personal sehr unfreundlich sein, was ich absolut nicht bestätigen kann. Obwohl ich so früh da war und an dem Kiosk, der gleichzeitig auch Rezeption war, eine lange Schlange war, wurde ich absolut freundlich empfangen und auf den Platz geleitet.
Auf der Zeltwiese war ich mal wieder der erste und konnte mir meinen Platz im Schatten aussuchen. Nach und nach trudelten immer mehr Zelter ein und es wurde richtig eng. So eng standen die Zelte bisher noch auf keinem Campingplatz meiner Tour. Abends bin ich in das Kiosk-Restaurant vom Campingplatz und konnte dort gut essen. Bei ein paar Bier habe ich den Abend direkt am Rheinufer mit Blick auf die vorbeifahrenden Schiffe ausklingen lassen. So macht Camping doch Spaß.
Die böse Überraschung kam, als ich zum Zelt kam und schlafen wollte. Die aufblasbare Isomatte war sehr schlaff. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich sie so wenig aufgempumpt hatte. Also Ventil auf und Luft rein. Recht schnell habe ich gemerkt, dass das nicht lange anhielt. Nachdem ich im Schlafsack lag hat schon wieder merklich Luft gefehlt. Jetzt überkam mich doch leichte Panik, hatte ich doch schon die ganze Zeit Angst vor genau dieser Situation. Aber was sollte ich tun? Ich habe die Matte noch einmal aufgeblasen, aber sie verlor die Luft so schnell, dass ich nach 10 Minuten schon auf dem blanken Boden lag. Damit habe ich mich auf eine schlaflose Nacht vorbereitet, denn ich konnte mir nicht vorstellen, auf dem harten Boden auch nur ein Auge zumachen zu können. Zu meiner Überraschung muss ich in der Nacht trotz allem wieder 3 – 4 Stunden geschlafen haben. Und die nächste Überraschung war, dass ich nicht so unbeweglich, steif und mit schmerzenden Gliedern aufgewacht bin, wie ich befürchtet habe. Klar, war ich vor 06:00 Uhr wach, aber das war ich in den letzten Tagen auch in den Hotels.
Montag, 13.06.2022 – Bingen am Rhein nach Offenbach-Bürgel am Main
Aufgestanden also, wie gesagt schon kurz vor 06:00 Uhr. Ich bin tatsächlich trotz der harten Nacht hochgekommen und hatte weder Rückenschmerzen noch sonst irgendwelche Blockaden. Daher gleich ab ins Waschhaus und ausgiebig geduscht. Lust auf Frühstück hatte ich eigentlich nicht und so habe ich, da die Sonne bereits ausgiebieb auf das Zelt schien, meine sieben Sachen zusammengepackt und mich reisefertig gemacht. Habe kurz überlegt, ob ich die Isomatte mit viel Schwung in den Mülleimer werfen soll, mich dann aber dagegen entschieden, auch diese brav zusammengerollt und eingepackt.
Losgekommen bin ich in Bingen kurz nach 07:00 Uhr. Der Campingplatz lag direkt am Radweg, so dass ich auch sofort weiter entlang des Rheins Richtung Mainz fahren konnte. Die nächsten 25 km ging es durch Felder und Wiesen und höchstens mal eine kleine Ortschaft. Eigentlich hatte ich auf eine Bäckerei gehofft, um einen Kaffee und ein Brötchen zu bekommen, aber da war leider nichts. Noch bevor es nach Mainz rein ging, bin ich über eine riesige Brücke, parallel zur Autobahn, auf die andere Seite des Rheins nach Wiesbaden gewechselt. Gleich nachdem ich von der Autobahn weg war, kam ein großes Einkaufszentrum. Als ich das Mc Donalds Zeichen sah, dachte ich gleich wieder an Frühstück und Kaffee. Da der Mc Donalds aber im Einkaufszentrum lag, bin ich davor bei einem arabischen Imbiss gelandet. Ich habe keine Ahnung mehr, was ich da gegessen habe, klassisches Frühstück war es jedenfalls nicht. Aber ich hatte großen Hunger und habe das “was auch immer” mit Hochgenuss verspeist. Dazu zwei Kaffee und ein Mineralwasser. Jetzt war die Welt wieder in Ordnung.
Nach der Stärkung ging es weiter entlang des Rheinufers. Mehrfach dachte ich, das ist jetzt die Main-Mündung, aber immer hat es sich nur um eine Insel im Rhein gehandelt. Und so habe ich leider die wirkliche Main-Mündung dann verpasst. Um zurückzufahren war ich dann aber doch zu faul. Also ging es weiter entlang des Mains. Nachdem ich Mainz-Kostheim hinter mir gelassen hatte, wurde es auch wieder ruhiger auf den Wegen. Es ging wieder über Felder und Wiesen, erneut unter einer Autobahn hindurch und einige Kilometer entlang einer Bahnlinie. Durch die frühe Abfahrtszeit war ich schon wieder seit weit gekommen und habe in Flörsheim in einem kleinen Park auf einer schattigen Bank ausgiebig Mittagspause gemacht.
Danach ging es weiter in Richtung Frankfurt. Es sollte sich aber noch ganz schön ziehen, bis ich endlich die Skyline von Mainhatten bewundern konnte. Kurz davor, ich hatte nur noch 15 km bis zum heutigen Ziel in Offenbach, habe ich nochmals ausgiebig Rast auf einer schattigen Bank gemacht. Wenig verwunderlich war, dass im ganzen Umfeld von Frankfurt am Main sehr viel Flugverkehr zu beobachten war. Schließlich liegt der Flughafen nur wenige Kilometer entfernt. Mein heutiges Hotel in Offenbach-Bürgel war verhältnismäßig günstig. Entsprechend einfach waren auch die Zimmer ausgestattet. Gefehlt hat es jedoch an nichts und es war auch sauber. Am Abend bin ich in den Ort rein und habe nach einem Restaurant gesucht. Da Montag war, hatten viele geschlossen. Schließlich bin ich bei einem Italiener gelandet, der im Internet ziemlich schlecht bewertet wurde. Es hat sich gezeigt, dass die Bewertungen oft nicht das wiederspiegeln, was man vorfindet. Das Restaurant war einfach aber das Essen war absolut in Ordnung. Es gab überhaupt nichts auszusetzen und auch die Preise waren sehr angemessen. Da hatte ich schon für viel mehr Geld viel schlechter gegessen.
Dienstag, 14.06.2022 – Offenbach nach Erlenbach am Main
Nach einer ruhigen und sehr angenehmen Nacht bin ich, wie immer, früh aufgestanden und habe mich fertig gemacht. In diesem Hotel war es das erste Mal auf der Tour, dass es aus Corona-Gründen kein Frühstück gab, sondern dass Frühstückspakete bereitgestellt wurden, die man auf dem Zimmer verspeisen konnte. So gestärkt bin ich heute “erst” viertel vor acht weggekommen. Da der Ortsteil Bürgel schon hinter Offenbach liegt, war ich auch gleich wieder am Main und weiter ging es flussaufwärts. Im Gegensatz zum Rhein wird auf dem Main viel geschleust. Und so kam ich an einigen Schleusen vorbei. Leider war nie ein Schiff drin, bzw. in der Nähe. Obwohl schon tausend mal gesehen, schaue ich immer wieder gerne beim schleusen zu.
Nach 13 km war Hanau erreicht, was jedoch auf der anderen Flussseite lag. Nachdem ich bis jetzt in Hauptrichtung Osten unterwegs war, machte der Main hier einen Knick und es ging Richtung Süden. Weiterhin wechseln Felder und Wiesen mit kleinen Ortschaften ab, und es ist, bis auf wenige Ausnahmen, super radzufahren. Was ich immer noch merke, ist jede noch so kleine Steigung, da ich ja immer noch mit meinen 40 kg Gepäck herumfahre. So langsam reifte in mir der Gedanke, alles, was ich nicht mehr brauche, weil es für’s Campen dabei war, per Paket nach Hause zu schicken. Damit könnte ich das Gewicht auf deutlich unter 20 kg drücken.
Aber erstmal ging es weiter gen Süden und vorbei an Aschaffenburg. Hier hatte ich zum einen kein Hotel nach meinen Preisvorstellungen gefunden, außerdem ging von der Kilometern her schon noch etwas. Und so bin ich weiter bis Erlenbach am Main gefahren.
Der Gedanke, mein Gepäck zu reduzieren, ließ mich nicht mehr los. Über Google Maps habe ich herausgefunden, dass es in Erlenbach einige Paketshops gab. Und so nahm ich mir vor, mit den Leuten im Hotel zu reden, ob und wie ich mein überflüssiges Zeug verschicken kann. Wie immer war ich früh dran und war daher auch schon um 14:00 Uhr im Hotel. Die Leute dort waren sehr freundlich und unkonventionell und ehe ich mich versehen habe, wurden 2 Kartons bereitgestellt, in die ich die Hälfte meines Gepäcks packen konnte. Musste nur noch schnell so umpacken, dass das, was ich noch brauche, bei mir bleibt, und der Rest in die Kartons wandert. Nachdem das Problem geklärt war, wohin ich denn die Pakete adressieren kann, sind wir zum nächsten Paketshop, der zum Glück nur 100 m entfernt lag und konnten dort die Pakete ganz einfach aufgeben. Ich war äußerst dankbar für so viel Hilfsbereitschaft und freute mich vor allem darauf, nun ein viel leichteres Rad zu haben.
Am Abend bin ich in das Bistro der stillgelegten Werft von Erlenbach gegangen und konnte dort mit Blick auf den Main hervorragend zu Abend essen.
Mittwoch, 15.06.2022 – von Erlenbach/Main nach Marktheidenfeld/Main
Die Nacht war trotz weit geöffneter Fenster sehr warm und so war ich auch heute wieder früh wach. Da im Hotel aber auch Monteure geschlafen haben, war Frühstück um 07:00 Uhr kein Problem. Daher bin ich auch heute wieder kurz nach halb acht weggekommen. Bis Klingenberg musste ich auf einer Landstraße fahren. Dann war ich wieder auf dem Main-Radweg. Die nächsten 15 km ging es weiter Richtung Süden, bevor, kurz vor Miltenberg, die Main-Seite wieder per Brücke gewechselt wurde und ich danach wieder in Nord-Östlicher Richtung weiterfuhr. Dafür war ich recht dankbar, kam doch der Wind heute vorwiegend aus West und somit ab Miltenberg von hinten.
Dass das nicht unbedingt ausreicht, um schwere Beine vorwärts zu bringen, zeigte sich bald. Ich weiß nicht warum, aber ich war heute schlapp, und zwar so richtig schlapp. Und das obwohl sich das fehlende Gewicht äußerst positiv bemerkbar macht und auch die Strecke keine anderen Anforderungen stellt als sonst. Die Kilometer zogen sich endlos dahin und jede Kurbelumdrehung war mühsam. Nach 40 von 75 Kilometern, kurz vor Faulbach, habe ich vom Radweg aus einen größeren Supermarkt gesehen. Den habe ich angesteuert und mich erstmal mit Brot, Wurst, Käse, Obst, Getränken und einem Energydrink versorgt. Nachdem ich mich ja von einigem Gepäck getrennt habe, war das Verstauen der Vorräte eine kleine Herausforderung. Bin dann zurück auf den Radweg und bis zu einem Rastplatz im Schatten gefahren. Dort habe ich mich ausgiebig gestärkt. Das hat zwar keine Wunder vollbracht, aber so konnte ich die verbleibenden 35 Kilometer in Angriff nehmen.
Der Main schlängelt sich in unglaublichen Kurven und Bögen. Wenn man sich das mal auf der Karte im Überblick anschaut, dann wäre die direkte Linie von Abfahrtsort zu Zielort wahrscheinlich nur ein Bruchteil der Strecke. Allerdings mit äußerst kräftigen Steigungen, denn auch das Maintal hat sich tief eingegraben und ist von mit Weinreben bebauten Hängen umgeben. Und so bin ich natürlich brav den Windungen gefolgt und trotz meinen müden Beinen wieder recht früh am Nachmittag am Zielort in Marktheidenfeld angekommen. Das schöne war, das Hotel hieß Mainblick und es lag auch direkt am Mainradweg und am Main. Die Rezeption war nur spärlich besetzt aber der Schlüsseltresor hat einwandfrei funktioniert und so konnte ich gut einchecken. Einzig, ich wusste nicht wohin mit meinem Fahrrad. Also habe ich es kurzerhand in den Flur getragen und wollte es nachher versorgen, wenn die Rezeption besetzt war. Mein Zimmer lag unter dem Dach und entsprechend der heißen Witterung war es sehr warm. Zum Glück gab es einen Ventilator, den ich gleich auf Dauerbetrieb geschaltet hatte. Nach dem Duschen habe ich mich aufs Bett gelegt und gedöst.
Nachdem ich heute so schlapp war, habe ich mir etwas Sorgen für den morgigen Tag gemacht, da war die Strecke mit 90 km nochmal 15 km länger als heute. Daher bin ich, nach einem ausgiebigen Abendessen, auch relativ früh ins Bett und habe gut geschlafen. Auch wenn das Hotel Mainblick hieß, mein Budget-Einzelzimmer ging natürlich nach hinten raus und mein Ausblick hat sich auf die umgebenden Hausdächer begrenzt.
Donnerstag, 16.06.2022 – von Marktheidenfeld nach Sommerhausen
Nachdem dies eher ein Ferienhotel war, gab es leider kein frühes Frühstück. Wegen der 90 km wollte ich aber unbedingt früh wegkommen. Daher wurde mir wieder ein Lunchpaket gerichtet. Einen Teil davon habe ich im Aufenthaltsraum des Hotels verzehrt, den Rest habe ich mitgenommen. Die Abfahrt war schon um kurz vor 07:00 Uhr. Ich hatte echt etwas Panik, die 90 km zu schaffen. War aber völlig unbegründet, denn im Gegensatz zu gestern ging es mir heute wieder sehr gut. Die ersten 30 km bis Gemünden am Main vergingen fast schon wie im Flug. Und das obwohl der Wind aus Norden kam und ich eigentlich Gegenwind hatte. So früh am Tag war der aber nicht wirklich spürbar. Das schöne war, in Gemünden macht der Main wieder einen seiner vielen Bögen und ab jetzt ging es Richtung Süden, also Rückenwind.
Durch Gemünden war die Radwegführung gefühlt etwas chaotisch und durch den Bogen, den der Main hier macht, dachte ich, das kann doch gar nicht stimmen. Aber es war alles okay und nach ein wenig Altstadtbesichtigung ging es unter den Bahngleisen durch wieder auf den Radweg direkt am Main. Wieder ging es mal am linken, mal am rechten Mainufer entlang, mal durch Felder und Wiesen, mal durch kleine Ortschaften immer Richtung Würzburg. Ursprünglich wollte ich in Würzburg übernachten und dort einen Tag bleiben, da ich mir diese Stadt noch nie angeschaut habe. Aber ich habe wieder kein Hotelzimmer nach meinen Preisvorstellungen gefunden. Daher hatte ich 15 km weiter ein Hotel gebucht. So sind auch die 90 km zustande gekommen.
Die Durchfahrt durch Würzburg hat mir gezeigt, dass es sich schonmal noch lohnen würde, sich diese Stadt näher anzuschauen. Da ich aber irgendwann auch noch den Deutschland-Radweg D-Route 9 von Cuxhaven nach Füssen fahren möchte, der ebenfalls durch Würzburg kommt, werde ich die Besichtigung da mit einbauen. Es war Donnerstag und es war Feiertag, das hat man auf den Rad- und Fußwegen gemerkt. Außerdem war das Wetter genial und sehr warm, so dass gefühlt ganz Würzburg und Umgebung entlang der Mainufer beim Baden und Sonnen unterwegs war. Ich musste daher schon etwas aufpassen bei den vielen Freizeitradlern und Fußgängern.
Aber es ging alles gut und ich erreichte wieder relativ früh meinen Zielort Sommerhausen. Übrigens, auf der anderen Mainseite liegt Winterhausen – kein Witz. Sommerhausen war ein sehr touristisch geprägter Ort, in dem auf Grund des langen Wochenendes viel los war. Rein in den Ort und zu meinem Hotel ging es über Kopfsteinpflaster, was ich als Fahrradfahrer ja liebe :-). Bei der Buchung hatte ich die Wahl zwischen einem Einzel-Dachzimmer und einem Doppelzimmer zur Einzelnutzung. Auf Grund der Hitze hatte ich mich für das Doppelzimmer entschieden. Blöd nur, dass das leider auch ein Dachzimmer war. Dafür gab’s wieder einen Ventilator, den ich gleich mal auf Dauerbetrieb geschaltet habe. Das Hotel war ein sehr altes Haus, das aber super renoviert wurde. Das Zimmer war auch riesig. Nur die Treppe zu meinem Zimmer, die war bauartbedingt ausgesprochen gefährlich. Sehr steil mit unglaublich schmalen Treppenstufen. Hoch ging es ja noch, aber runter musste ich sehr vorsichtig sein. Also: Zurückhaltung beim Alkohol bitte :-).
Am Abend hatte ich ziemlich große Schwierigkeiten einen Platz in einem Restaurant zu finden. Der Ort war derart gut besucht, dass alle Restaurants ausgebucht waren. Am Ende bin ich in einem Bistro gelandet, in dem es Flammkuchen und Pizzen auf Basis von Flammkuchenteig gab. Leider gab es aber nichts frisches, also keinen Salat, etc. dazu. Egal, ich wurde trotzdem satt und das gute Kellerbier tat sein übriges (wie war das mit der Zurückhaltung?).
Freitag, 17.06.2022 – Ruhetag in Sommerhausen
Für den heutigen Tag hatte ich nicht wirklich viel geplant. In erster Linie wollte ich Pause machen und mich erholen. Nach dem obligatorischen waschen der Wäsche musste ich mich zuerst noch um die weiteren Unterkünfte kümmern. Ursprünglich wollte ich ja viel campen, was inzwischen aber nicht mehr ging. Daher hatte ich im Voraus auch nicht groß nach Hotels geschaut. Schweinfurt und Bamberg war kein Problem, aber in Nürnberg, da wollte ich eigentlich noch mal einen Pausentag einlegen, war partout kein bezahlbares Hotel zu bekommen. Ich habe mir dann überlegt, dass ich ja sowieso noch den zusätzlichen Tag, den ich in Saarbrücken verbracht habe, irgendwie reinholen muss. Die Alternative wäre sonst, dass ich erst am Samstag nach Hause komme. Also habe ich nach Zugverbindungen von Nürnberg nach Donauwörth geschaut. Da gab es genügend, nur war leider in allen Nahverkehrszügen die Fahrradmitnahme gestrichen. 9,– € Ticket lässt grüßen. Aber es gab eine ICE-Verbindung um 15:0 Uhr von Nürnberg nach Donauwörth die noch einen Fahrradstellplatz frei hatte. Also habe ich die kurzerhand gebucht. Von Bamberg nach Nürnberg sind es nur 68 km, das sollte ich problemlos bis 15:00 Uhr schaffen können. Hotels für Donauwörth und Ulm waren dann schnell gefunden.
Nachdem das erledigt und geklärt war, bin ich bei sehr hochsommerlichen Temperaturen eine Runde durch den Ort gelaufen und habe dabei gleich für heute Abend ein Restaurant reserviert. Nicht dass es mir wieder gleich wie gestern ergeht. Dann bin ich noch hoch in die Weinberge und hatte einen fantastischen Blick über Sommerhausen und das Maintal.
Samstag, 18.06.2022 – von Sommerhausen nach Schweinfurt
Am Morgen war ich schon wieder 10 Minuten vor der Zeit im Frühstücksraum. Das Rad hatte ich bereits zur Hälfte schon gepackt. Bis Ochsenfurt ging es noch südwärts, dann machte der Main mal wieder einen großen Bogen und ab dann ging es den Rest der Strecke nordwärts. Und auch heute war mir der Wind wohlgesonnen, er kam nämlich aus Süd-West. Der Wetterbericht sagte für dieses Wochenende das erste Hitze-Wochenende des Jahres vorher mit Temperaturen von bis zu 35 Grad für diese Region. Daher habe ich wieder geschaut, so schnell wie möglich vorwärts zu kommen.
Und es lief gut. Etwas erstaunt war ich, als ich durch Ortschaften wie Marktbreit und Kitzingen kam, kannte ich die doch als Autobahnabfahrten. Aber klar, ich bin ja unter der A7 und dann ein Stück ihr entlang gefahren. Und so langsam wurde es auch heiß. Nach gut 60 km habe ich den Main mit einer Fähre überquert und war ziemlich froh, dass die Fähre gerade auf der anderen Flussseite war. Direkt am Anleger gab es nämlich ein gemütliches Bänkchen im Schatten. Beim Warten auf die Fähre habe ich fast eine ganze Flasche Wasser getrunken. Als ich auf die Fähre aufgefahren bin, kam noch ein weiterer Reiseradler an, der die ganze Überfahrt wie wild fotografiert hat. Auf der anderen Seite angekommen entschwand er sehr schnell. Er hatte nämlich, wie gut 95% der Radfahrer, die ich bis jetzt gesehen habe, Elektroantrieb. Wenn es besonders mühsam vorwärts ging hatte ich mir schon so manches Mal gedacht, warum tust du dir das eigentlich an? Du könntest es einfacher haben. Vor allem, wenn dann die E-Bike-Profis mit 25 km/h und einer Tretfrequenz von 20 an einem vorbei rauschen.
Ich beruhige mich dann immer, dass ich mein Abendessen mit viel besserem Gewissen zu mir nehmen darf und mir das Bier dazu auch redlich verdient habe. Vom Fähranleger Wipfeld waren es noch knapp 20 km bis zum Ziel. Da der Radweg hier nicht mehr direkt am Main verlief, sondern parallel zu einer Straße fühlte ich mich fast schon wie im Backofen. Aber erstens hatte ich es nicht mehr weit, zweitens war es ja vorher bekannt und drittens hatte ich genügend Wasser dabei. So näherte ich mich mit Riesenschritten Schweinfurt und bezog, wie immer relativ früh, mein Hotel. Leider gab es keine Klimaanlage und diesmal nichtmal einen Ventilator auf dem Zimmer. So war nach dem Duschen mehr oder weniger Bewegungslosigkeit angesagt.
Als ich am Abend zum Essen gegangen bin war es immer noch so heiß, dass ich schnurstraks die nächste Möglichkeit, einen Italiener, angesteuert habe. Dort konnte man in einer Nebenstraße draußen und im Schatten sitzen. Trotz der Hitze hat mir der Salat und die Pizza hervorragend geschmeckt, vom Weizen ganz zu schweigen.
Sonntag, 19.06.2022 – von Schweinfurt nach Bamberg
Nun, heute sollte der nächste Hitzetag folgen. Die Nacht im Hotel war unglaublich heiß. Und da das Hotel nahe der Innenstadt lag, auch recht laut. Ich hatte also nicht so wirklich gut geschlafen, aber die Strecke heute nach Bamberg waren auch “nur” 62 Kilometer. Auch wenn ich dachte Wunder wie warm es im Zimmer ist, draußen war es auch früh am Morgen schon heißer. Aber ich hatte alle Wasservorräte wieder komplett aufgefüllt und, wie gesagt, die Strecke war nicht übermäßig lang. Los ging es also aus Schweinfurt und zumindest wieder direkt am Main entlang. Ich bildete mir ein, das Wasser kühlt bestimmt etwas.
Viel gibt es zur heutigen Fahrt eigentlich nicht zu sagen, bis Hassfurt verlief sie direkt am Main, dann für ein paar Kilometer entlang einer Landstraße ohne großen Schatten. In Zeil am Main ging es über eine Brücke nach Sand am Main und ab hier war mir die Strecke schon bekannt. 2020 hatte ich im ersten Corona-Jahr ein paar Urlaubstage in Bamberg verbracht und dabei mehrfach die Strecke Bamberg – Sand am Main gefahren. Ich wusste daher auch, dass ein paar Kilometer weiter eine Wassertankstelle kommt. Wasser hatte ich zwar noch genügend dabei, aber es war bereits sehr warm geworden. Und tatsächlich, das Wasser aus der Wassertankstelle war herrlich kühl. So habe ich gleich mal einen Liter direkt am Hahn getrunken und zwei meiner Flaschen ausgeleert und mit frischem, kühlem Wasser gefüllt. Selten hat stilles Wasser so gut geschmeckt.
So gestärkt ging es weiter über einige kleine Ortschaften in Richtung Bamberg. Bevor es nach Bamberg rein ging habe ich auf Höhe des Industriehafens noch eine längere Pause auf einem schattigen Bänkchen eingelegt. Eher zufällig hatte ich in Bamberg ein Ibis Styles Hotel gebucht. Eigentlich ein sehr anonymes, gesichtsloses Hotel. Aber mit einem unschätzbaren Vorteil, es ist vollklimatisiert. Darauf habe ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Außerdem liegt das Hotel inmitten der Bamberger Altstadt, die ja nicht umsonst Weltkulturerbe ist. Es war jedenfalls ein herrliches Gefühl, in den Vorraum des Hotels zu kommen. Ruckzuck hatte ich meine Schlüsselkarte, das Rad durfte ich in einem eigenen Fahrradraum in der Tiefgarage abstellen und dann empfing mich mein kühles Zimmer. Ich bin erstmal eine halbe Stunde nur dagesessen und habe die kühle Luft genossen.
Am Abend habe ich eine kleine Runde durch die Altstadt gedreht und bin dann im Brauhaus zum Sternla, anscheinend dem ältesten Wirtshaus in Bamberg zum Essen gegangen. Draußen zwischen Häuserwänden war es zwar sehr heiß, aber trotzdem sehr urig und gemütlich. Hier habe ich den Abend schön ausklingen lassen.
Montag, 20.06.2022 – von Bamberg über Nürnberg nach Donauwörth
Ich habe die Nacht im “kühlen” Zimmer genossen und tief und fest geschlafen. Da heute ja die Zugfahrt von Nürnberg nach Donauwörth anstand, bin ich wieder früh aufgestanden und war vor 07:00 Uhr beim Frühstück. So bin ich auch schon gegen 07:30 Uhr in Bamberg bei schönstem Berufsverkehr abgefahren. Es hatte gegenüber dem Vortag ziemlich abgekühlt, der Himmel war stark bedeckt, aber es war trocken. Nicht lange und ich war aus dem Verkehrsgetümmel der Innenstadt raus und fuhr entlang des Main-Donau-Kanals.
Die Strecke ist jetzt nicht besonders spannend oder herausfordernd, aber dafür sehr angenehm zu fahren. Dass die Sonne nicht mehr so brannte wie die letzten Tage und die Temperatur so um die 20 – 25 Grad lag, tat ein übriges um die Fahrt als sehr wohltuend zu empfinden. Daran änderte auch nichts, dass es nach einigen Kilometern immer wieder mal leicht regnete. Das war eher erfrischend als störend, vor allem auch, da der Regen nie so stark war, dass ich an Regenjacke oder gar Regenhose denken musste.
Ich kam sehr gut voran und genoss die Fahrt entlang des Kanals. Erst zwischen Forchheim und Erlangen verlief der Radweg oft sehr nahe der Autobahn die das Naturgefühl natürlich etwas störte. Hinter Erlangen ging es nochmal über Wiesen und Wälder, bevor es nach Fürth rein ging. Aber siehe da, der Radweg führte jetzt meist entlang der Regnitz und von Stadt war nicht viel zu spüren, außer einem deutlich erhöhten Aufkommen an Radfahrern.
Trotz einiger Pausen unterwegs war ich derart früh dran, dass ich mir kurz bevor ich nach Nürnberg rein musste, ein schattiges Bänkchen entland des Radwegs gesucht habe und hier 1,5 Stunden pausiert habe. Langweilig wurde mir dabei nicht, denn, wie schon gesagt, die Radwege um Nürnberg sind gut frequentiert und so konnte ich viele Radler und Fußgänger beobachten, die an mir vorbei kamen. Und trotz der langen Pause war ich anschließend schon gegen 13:00 Uhr am Hauptbahnhof und bin über die Rolltreppen zu “meinem” Gleis navigiert. Es muss heute die Hölle losgewesen sein im Bahnverkehr. Es gab praktisch keinen Zug, der nicht verspätet war. Die Lautsprecherdurchsagen kamen im Minutentakt. Nur mein Zug war lt. Bahn-App noch pünktlich unterwegs.
Leider habe ich ihn dann doch verpasst. Das lag aber weder an der Deutschen Bahn noch an sonst jemandem, sondern allein an meiner eigenen Dummheit. Denn eine Stunde vor meinem Zug kam ein praktisch identischer ICE an, der jedoch nach München fuhr. Da ich noch nie mit dem Fahrrad im ICE war, war ich neugierig, wie das wohl funktioniert. Also bin ich samt Rad ganz nach vorne zum Triebwagen, in dem auch das Fahrradabteil ist. Ich war überzeugt, genügend Zeit zu haben, um kurz in dem Wagen die Fahrradplätze anschauen zu können. Es war auch sofort einer da, der mit bereitwillig erklärte, wie das hier funktioniert. Nur habe ich dadurch leider nicht mitbekommen, dass der Zug abfahrtbereit war. Erst als ich die Signale der sich schließenden Tür gehört habe, wurde mir bewusst, was sich da gerade für ein Drama anbahnt. Ich war im falschen Zug ohne Geld, ohne Papiere, oder mein Rad und Gepäck. Das stand einsam am Bahnsteig und wurde mit dem anfahrenden Zug schnell immer kleiner. Ich hatte nur mein Handy dabei, sonst nichts. Ich war kurz vor einem Ohnmachtsanfall.
Nachdem ich mich etwas gefangen hatte, bin ich durch den Zug gerannt auf der Suche nach einem Zugbegleiter. Als ich den endlich gefunden hatte, hat der sich als pfiffiges Kerlchen und vor allem als Ruhepol herausgestellt. Nachdem ich ihm meine Geschichte gebeichtet hatte, hat er sofort in Nürnberg auf dem Hauptbahnhof angerufen und dafür gesorgt, dass jemand von der Fundstelle mein Rad am Bahnsteig abgeholt hat und in der Fundstelle abgestellt hat. Der ICE, in dem ich war, hatte als nächsten Halt und gleichzeitig Endstation München – 1 Std. und 15 Minuten Fahrzeit. Der Zugbegleiter hat mir dann auch geholfen, eine passende Rückfahrt von München nach Nürnberg, sowie einen weiteren ICE von Nürnberg nach Donauwörth herauszusuchen. Zum Glück hatte ich die DB Navigator App auf dem Handy und dort auch meine Kreditkarte hinterlegt. Dadurch konnte ich die beiden benötigten Fahrkarten problemlos lösen. Knapp wurde es nochmal in München, denn zwischen Ankunft meines ICE und der Abfahrt des nächsten nach Nürnberg lagen nur ein paar Minuten und ich musste praktisch ans andere Ende des Bahnhofs. Aber es hat gereicht. Als ich im Zug zurück nach Nürnber saß wurde ich langsam wieder ruhiger. In Nürnberg hatte ich noch fast 2 Stunden Zeit, bis der nächste Zug nach Donauwörth ging. In Nürnberg angekommen bin ich zum Schalter der Fundstelle und siehe da, mein Rad war da – mit allem Gepäck und allen Wertsachen. Es hat nichts gefehlt. Mir fiel ein unglaublich großer Stein vom Herzen. Ich bin dann wieder zurück zum mir schon bekannten Bahnsteig und habe brav auf meinen ICE gewartet. Der kam pünktlich um 19:00 Uhr und das Einladen von Fahrrad und Gepäck war völlig problemlos. Ich hätte mir die Aktion also schon ganz grundsätzlich sparen können.
Im Hotel hatte ich auch Bescheid gegeben, dass es später wird mit meiner Ankunft. Aber auch das war kein Problem, denn zum Hotel gehört eine Pizzeria und die hat bis mindestens 23:30 Uhr geöffnet. 20:15 Uhr war ich in Donauwörth, zum Hotel waren es nur wenige Minuten. Fahrrad unterstellen und Zimmer beziehen ging ruck zuck und nach einer dringend erforderlichen Dusche konnte ich befreit in die Pizzeria des Hotels zum Abendessen gehen.
Dieses Erlebnis werde ich mein Leben lang nicht vergessen und zukünftig auch nicht mehr aus reiner Neugierde in Züge steigen, mit denen ich nicht fahren möchte. Wie hat der Zugbegleiter so schön gesagt: sehen Sie es doch mal so, zukünftig haben Sie bei Familienfeiern etwas zu erzählen was alle unterhält. Wie war.
Dienstag, 21.06.22 – von Donauwörth nach Neu-Ulm
Obwohl die Nacht angenehm kühl war und trotz dem nervenaufreibenden Erlebnis vom Vortag habe ich nur mäßig gut geschlafen. Und so war ich auch heute wieder unter den ersten beim Frühstück und bin entsprechend früh in Donauwörth los gekommen. Zum Start hatte es “nur” 16 Grad, nach der Hitze der letzten Tage schon fast Kühlschranktemperatur.
Kurz hinter Donauwörth hatte ich ein Umleitungsschild auf dem Radweg falsch gedeutet. Ich hätte eigentlich weiterfahren können, der Donauradweg war von der Umleitung gar nicht betroffen. Ich habe das erst bemerkt, als ich auf meinem Weg schon lange keine Hinweisschilder mehr gefunden habe und der Weg immer schlechter wurde. Ein Blick auf die Karte hat mir dann gezeigt, dass ich weit ab vom eigentlichen Donauradweg war. Allerdings konnte ich so falsch gar nicht sein, denn während der Donauradweg ziemlich weit von der Donau entfernt verlief, führte mein Weg fas direkt entlang das Flusses. Und so folgte ich den Pfaden einfach weiter. Zurück wäre auch ein riesiger Umweg gewesen, denn ich war schon über 10 Kilometer quasi falsch gefahren. Irgendwann traf ich wieder auf die ursprüngliche Strecke und siehe da, mein falsch fahren hat mir 4 Kilometer eingespart. Darüber war ich überhaupt nicht traurig, denn zum einen war meine Strecke landschaftlich sehr schön gewesen, während die originale Route entlang von Landstraßen geführt hätte. Zum anderen hatte ich bis Neu-Ulm über 90 Kilometer und war über die gesparten Kilometer daher sehr froh. Denn auch wenn der Tag relativ kühl startete, so wurde es im Tagesverlauf doch wieder sehr warm.
Da ich die Strecke von Donauwörth bis Ulm schon mehrfach gefahren bin, war es heute ein eher langweiliger Tag für mich. Spannend ist nur immer wieder, wie die Wegeplaner den Radweg in jeder größeren Ortschaft immer weg von der Donau und hoch (im wahresten Wortsinn) in die Altstadt der Ortschaften führen. So kommen doch ein paar sehr steile Anstiege zustande. Aber alles in allem hatte ich die knapp 90 Kilometer recht zügig abgespult und war auch heute wieder sehr früh am Zielort in Neu-Ulm. Hier hatte ich ein sehr günstiges Hotel gefunden, in dem es kein Personal gab. Den Schlüssel habe ich mir in einem Schlüssel-Save mit entsprechendem Code geholt. Das Zimmer erwies sich dann auch als sehr einfach ausgestattet, aber es war sauber und damit OK.
So langsam wurde das Wetter schlechter, denn als ich abends auf die Suche nach einem Restaurant gegangen bin, hat es wieder leicht geregnet. Zum Glück nicht stark, denn ich hatte natürlich keine Jacke, etc. dabei.
Mittwoch 22.06.2022 – von Neu-Ulm nach Hochdorf bei Biberach
Von Ulm nach Friedrichshafen sind es ziemlich genau 100 Kilometer. Ich bin die Strecke vor Jahren schonmal mit dem E-Bike am Stück gefahren und wusste, dass ich danach, trotz Elektroantrieb, äußerst platt war. Daher hatte ich die Strecke auf 2 Etappen aufgeteilt. In der Nacht hatte es mehrfach geregnet, jedoch nicht abgekühlt. Entsprechend warm war es im Zimmer und, da draußen ziemlicher Verkehrslärm herrschte, habe ich wieder nur mäßig gut geschlafen. Im Hotel gab es natürlich kein Frühstück, aber ich hatte noch eine meiner Müsli-Fertigmischungen dabei. Die gab es für mich zum Frühstück. Leider ohne Kaffee, denn den hatte ich nach Hause geschickt.
Da die Strecke heute nur gut 57 Kilometer lang war, habe ich mich nicht besonders beeilt. Allerdings machte mir der Wetterbericht etwas Sorgen, denn es sollte regnen. Nur wann genau, das war nicht so genau herauszulesen. Das Hotel war nur wenige 100 Meter von der Donau entfernt und so war ich recht schnell wieder auf dem Donauradweg, dem ich noch einige Kilometer gefolgt bin. Auch dieser Abschnitt durch Ulm hindurch war mir hinlänglich bekannt und so gab es nur einen kurzen Fotostopp, um das Ulmer Münster abzulichten. Die letzten Male bin ich jedoch auf der anderen Donauseite entlang gefahren, da ich da zum Iller-Radweg wollte. Diesmal hatte ich mich ja für die Route über Biberach entschieden, daher die andere Donauseite. Ich war erstaunt, wie lange ich noch dem Donauradweg folgen musste, das ging tatsächlich über 15 Kilometer, bis hinter Erbach. Ab jetzt fuhr ich Richtung Süden über Felder und Wiesen und deutlich hügeliger als die letzten Tage. Und ich bekam es immer wieder mit Regen zu tun. Aber kaum hatte ich die Regenjacke angezogen, hat es auch schon wieder aufgehört. Es war ein dauerndes an- und ausziehen.
Kurz darauf war Laupheim erreicht, an dessen Ortsende es, nachdem ich mal wieder die Regenjacke ausgezogen hatte, entlang zweier Seen ging, die bei schönem Wetter sicher stark als Badeseen frequentiert sind. Heute war nicht viel los. Danach ging es über Schemmerberg nach Schemmerhofen. Alles Orte, die mir nur allzu wohl bekannt waren. Die Strecke von Schemmerhofen nach Warthausen war dann doch etwas länger als ich gedacht habe. Ab hier war es dann auch erstmal vorbei mit idyllischer Radwegführung. Industrie und Schwerlastverkehr dominieren hier und ich mit meinem Rad mitten drin. Erst als ich die alte Bundesstraße überquert habe, wurde es wieder etwas verkehrsberuhigter. Nur kurze Zeit später, ich war gerade in einem kleinen Waldstück, war es dann vorbei mit dem schönen Wetter. Ich hörte es schon am Rauschen auf dem Blätterdach, recht starker Regen hatte eingesetzt. Kurz vor Ende des Waldstücks habe ich angehalten und mich erstmal unter den Bäumen untergestellt. Die hielten den Regen recht lange ab. Der dachte jedoch gar nicht daran, wieder aufzuhören, sondern im Gegenteil, es regnet sich so richtig ein.
Ich hatte noch 12,5 Kilometer bis zum Ziel und ich war einfach zu faul, um das Regenzeug herauszuholen und mich wasserfest einzupacken. Also bin ich stur nur mit der Regenjacke bekleidet weitergefahren. Ein fataler Fehler, denn noch bevor ich nach Biberach reingefahren bin, war ich schon klatschnass und hatte das Wasser in den Schuhen stehen. Aber jetzt war es eh zu spät. Also bin ich einfach weitergefahren. Und auch wenn ich geglaubt habe, es kann gar nicht mehr nasser werden, so wurde ich es doch von Kilometer zu Kilometer. Aber es half ja nichts. Etwas Sorgen machte ich mir, ob sie mich denn so klatschnass überhaupt im Hotel auf mein Zimmer lassen würden. Zum Glück konnte man in dem Hotel schon ab 12:00 Uhr einchecken, denn irgendwo noch eine längere Pause einlegen, das war bei dem Wetter und meinem Zustand nicht mehr möglich. So war ich schon gegen 12:45 Uhr am Ziel. Die hatten natürlich noch nicht mit mir gerechnet, aber als ich endlich jemanden gefunden habe, konnte ich mein Zimmer problemlos beziehen. Im Badezimmer gab es einen Fön, und der lief an diesem Nachmittag quasi im Dauerbetrieb. Um Hose und T-Shirt machte ich mir weniger Sorgen. Problematisch waren nur die Schuhe. ich finde, es gibt nichts unangenehmeres als in nasse Schuhe zu schlüpfen. Daher habe ich denen am meisten Aufmerksamkeit gewidmet. Am Abend bin ich in der hoteleigene Restaurant zum letzten Mal auf dieser Tour Abendessen gegangen. Auch wenn es sich hier nur um eine kleine Ortschaft handelte, das Restaurant muss über die Grenzen bekannt sein, denn obwohl der Gastraum sehr groß war, war das Restaurant sehr gut besucht. Aber ich bekam problemlos einen Tisch und habe auch diesen Abend bei gutem Essen und einem Bier ausklingen lassen.
Donnerstag 23.06.2022 – von Hochdorf nach Friedrichshafen
In der Nacht hatte es noch ein paar Mal geregnet, aber am Morgen war der Himmel blau und es versprach ein schöner Tag zu werden. Meine Fön-Bemühungen waren ebenfalls von Erfolg gekrönt, denn meine Schuhe waren soweit wieder trocken und einsatzbereit. Ich weiß nicht was es ist, aber am letzten Tag einer Reise hält mich immer nichts mehr. Ich war sehr früh wach und bin schon vor 07:00 Uhr frühstücken gegangen. Danach schnell zusammengepackt, bezahlt und das Fahrrad ein letztes Mal auf dieser Tour beladen. Dann ging es los. Ich wusste, dass mich auf den nächsten 10 Kilometern noch die meisten Höhenmeter für heute erwarten. Ein paar Anstiege vor Bad Waldsee waren zu steil für mich und ich musste nochmal schieben. Danach aber ging es erstmal eben weiter. An Bad Waldsee bin ich westlich vorbei gefahren und dann ging es auf einem Radweg parallel zur Landstraße weiter über Reute nach Kümmerazhofen. Auf das nun kommende Stück hatte ich mich schon gefreut, denn nun ging es über einige Kilometer flott bergab durch den Altdorfer Wald nach Baindt. Ich musste nur einmal die inzwischen 4-spurig ausgebaute B30 unterqueren.
Mit Baindt war ich im Schussental angelangt und es ging auf bestens bekannten Radwegen über Weingarten, Ravensburg und Meckenbeuren flott nach Hause. Mein Ziel hatte ich bereits schon um 11:15 Uhr erreicht. Selten sind knapp 60 Kilometer so schnell vergangen und so war ich nach genau 4 Wochen und 1.498 gefahrenen Kilometern wieder zu Hause. Dies war mein letzter Urlaub in Diensten eines Arbeitgebers. Ab Herbst bin ich im Ruhestand, mal sehen, welche Radtouren dann auf mich warten.
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